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Uni-Software entlarvt Plagiate

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Bereits zehn Universitäten setzen im Kampf gegen "abgeschriebene" Abschlussarbeiten auf Software-Hilfe.

Österreichs Universitäten verstärken ihre Aktivitäten gegen gefälschte wissenschaftliche Abschlussarbeiten: An zehn der 21 Unis wird spezielle Software zum Aufdecken von Plagiaten eingesetzt, an fünf davon flächendeckend. Weitere sieben Unis planen bereits die Anschaffung von Plagiatsoftware, wie eine APA-Umfrage unter allen Unis des Landes zeigte. Kombiniert wird diese Maßnahme in vielen Fällen mit Informationskampagnen über das Problem des - bewussten oder unbewussten - Text- und Bilddiebstahls.

Jede Arbeit geprüft
Seit Anfang dieses Jahres wird an der Uni Klagenfurt jede Bachelor- und Diplomarbeit, jede Dissertation elektronisch mit schon überprüften wissenschaftlichen Arbeiten, Texten aus Suchmaschinen und anderen Internetquellen wie dem Online-Lexikon Wikipedia verglichen. Auf Wunsch können Lehrende auch Seminararbeiten auf Übereinstimmungen untersuchen lassen. Auch die Universitäten Wien und Graz sowie die Veterinärmedizinische und die Wirtschaftsuniversität Wien setzen flächendeckend Plagiatsoftware ein.

Zumindest Stichproben werden an der Uni für Bodenkultur, der Akademie der Bildenden Künste, dem Mozarteum und der Uni Innsbruck gemacht. An der Uni Salzburg wird seit zwei Jahren Plagiatsoftware über die Lernplattform eingesetzt. Es liegt zwar im Ermessen der Lehrenden, diese auch zu nutzen, wird ihnen aber von der Leitung der Uni dringend empfohlen.

An sieben Einrichtungen soll bereits in naher Zukunft Plagiats-Software verhindern, dass akademische Titel "erschlichen" werden, wie es im Universitätsgesetz heißt. An der Kunstuniversität Graz soll ein solches Programm noch in diesem Studienjahr zum Einsatz kommen, die Medizinische Uni Wien startet Anfang 2009 mit flächendeckenden Überprüfungen. An der Technischen Uni Graz werden derzeit in einem Pilotprojekt Arbeiten in Lehrveranstaltungen überprüft, ab 2009 folgen Diplomarbeiten und Dissertationen. Auch die Uni Linz startet vermutlich ab dem kommenden Frühjahr mit Stichproben, langfristig sind flächendeckende Überprüfungen geplant. Noch keinen Termin für die geplante Einführung kann man an der Musikuniversität Wien, der Uni für Angewandte Kunst und der Medizinuniversität Innsbruck nennen.

Wenig Bedarf bei Technik-Unis
Nur vier Unis sehen wegen der praxisnahen Art der Abschlüsse keinen Bedarf. Da die Abschlussarbeiten meist im Labor stattfänden, sei die Gefahr eines Plagiats "sehr gering", heißt es an der Technischen Uni Wien. Auch an der Montanuniversität in Leoben verweist man darauf, dass bei technischen Diplomarbeiten "vor allem mit Experimenten gearbeitet" werde. An der Med-Uni Graz will man zunächst beobachten, welche Erfahrungen andere Unis mit Plagiatsoftware machen. Die Kunst-Uni Linz plant ebenfalls keine Anschaffung - zumindest kurz- und mittelfristig.

Gremium soll "erschlichene" Diplome verhindern
In den vergangenen Jahren haben immer wieder Plagiats-Fälle an österreichischen Universitäten für Schlagzeilen gesorgt. Nicht zuletzt diese waren Anlass für die Gründung einer unabhängigen Prüfstelle, die Fehlverhalten in der österreichischen Scientific Community untersuchen soll. Diese "Agentur für wissenschaftliche Integrität" soll Ende November vorgestellt werden.

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