Die Alternativen Telekombetreiber lassen kein gutes Haar an der österreichischen Telekom-Regulierung und sehen sich dabei durch den jüngsten Marktbericht der EU-Kommission bestätigt.
Die Alternativen Telekombetreiber lassen kein gutes Haar an der österreichischen Telekom-Regulierung und sehen sich dabei durch den jüngsten Marktbericht der EU-Kommission bestätigt. Diese hält den Ex-Monopolisten Telekom Austria (TA) für zu dominant am Markt. In der Festnetztelefonie habe die TA ihre Position in einigen Bereichen sogar noch ausgebaut, heißt es im EU-Papier. Zudem sei Österreich bei fixen Breitbandanschlüssen unter den EU-Schnitt zurückgefallen. Beim Wachstum am Festnetzmarkt sei Österreich mittlerweile auf dem letzten Platz gelandet.
"Es ist bereits 1 nach 12"
"Der Markt wächst nicht
mehr, wir nutzen unsere Ressourcen nicht mehr aus", so Roland Türke,
Präsident der Internet Service Provider Austria (ISPA). Und Tele2-Chef
Robert Hackl ergänzt: "Es ist bereits 1 nach 12. Wir fallen zurück, weil die
Marktbedingungen für die Alternativen unattraktiv sind. Die Telekom holt
sich all die Kunden zurück, die sich die Alternativen mühsam erkämpft haben.
Die TA hat über 90 Prozent der Profite am Gesamt-Festnetzmarkt." Die
Republik müsse sich entscheiden, ob sie die Aktionärsinteressen an der
teilstaatlichen Telekom verfolge oder sich für einen fairen Wettbewerb am
Markt einsetze, so die TA-Mitbewerber am Donnerstagabend vor Journalisten in
Wien.
Weniger Regulierung bei Breitband-Internet
Auslöser des Unmuts
ist unter anderem der Plan der Telekom-Regulierungsbehörde RTR, den
Breitband-Internetmarkt in Ballungsgebieten zu deregulieren. Der Regulator
verweist dabei unter anderem auf den Boom beim mobilen Internet. Ein
Argument, das der Präsident der Verband Alternativer Telekom-Netzbetrieber
und "3"-Chef Berthold Thoma nicht gelten lässt. So beweise das Beispiel
Schweden, dass es trotz eines Booms bei Laptop-Datenkarten nicht zu einem
Einbruch beim Festnetz kommen müsse. Außerdem handle es sich bei einer
erheblichen Zahl der mobilen Internetanschlüsse um Zweitanschlüsse zum
Festnetz. Des weiteren sei die Telekom mit ihrer Tochter Mobilkom auch
Marktführer im Mobilfunk.
Bald steigende Preise
Die Telekom-Konkurrenten warnten, dass ein
Ende der Regulierung die Preise für die Endkunden auf Grund mangelnden
Wettbewerbs um 20 bis 30 Prozent steigen könnte. Dies würden Beispiele aus
den USA zeigen. Dabei sollte die Regulierungsbehörde für "fairen Wettbewerb"
sorgen. Schon jetzt sei man nicht nur durch die bestehende Marktregulierung
benachteiligt, sondern müsse auf Grund von "Tatenlosigkeit" der Behörde
erhebliche Verzögerungen bei Entbündelungen hinnehmen, die zu Mehrkosten
führten. Weiters würde die Regulierungsbehörde Studien auf Basis veralterter
Daten erstellen.
Dass RTR-Chef Georg Serentschy am Donnerstag zu den am Mittwoch präsentierten EU-Zahlen meinte, hier würden "Kraut und Rüben" gemischt und er sich lieber auf österreichische Daten verlasse, sorgte bei den Alternativen für Erstaunen. Schließlich würde die EU die Daten verwenden, wie sie von den nationalen Regulatoren zur Verfügung gestellt würden.
Trennung von Infrastruktur und Diensten als Lösung
Als
Lösung zur fairen Marktgestaltung regten die Alternativen einmal mehr eine
Trennung von Infrastruktur, sprich den Leitungen, und den Diensten an, wie
das auch in anderen EU-Ländern der Fall sei oder gerade umgesetzt werde.
"Dann ist sichergestellt, dass der Missbrauch abgestellt wird", so Hackl.