Essl Museum

"Like it": Facebook-User erstellten Ausstellung

Teilen

Neue Schau im Spannungsfeld zwischen Privatheit und Öffentlichkeit.

"Like it!" - Mit diesem Imperativ ist eine Ausstellung im Essl Museum in Klosterneuburg betitelt, die ausschließlich von Usern des sozialen Netzwerks Facebook zusammengestellt wurde. 1.500 Teilnehmer vergaben 4.000 "Likes" zu 150 Optionen, sechs Gastkuratoren besorgten die Hängung der 30 letztlich ausgewählten Werke. Wie Sammler Karlheinz Essl bei einer Pressekonferenz am 22. Oktober erklärte, sollen auf diese Weise im musealen Bereich neue Maßstäbe im Bereich Online-Partizipation gesetzt werden.

Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit   
Keine Hitliste, sondern eine schlüssig konzipierte Ausstellung sollte es werden, meinte Gastkuratorin Daniela Chana. Das scheint jedenfalls gelungen. Die Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit bildet den roten Faden der Schau. Die Ambivalenz zwischen Intimität und Sichtbarkeit zeigt sich symptomatisch im Werk "Estrella" der ungarischen Künstlerin Patricia Jagicza. Die Darstellung einer maskierten Frau vor dem Spiegel erhielt die meisten Likes und löste im Kuratorenteam eine kritische Reflexion über Medien und die Wahrung der Intimsphäre aus. Auf Platz zwei liegt die Videoinstallation "Dance to..." des kroatischen Künstlers Martin Mrzljak, gefolgt vom Papierschnitt "Zaun" des Österreichers Clemens Wolf. "Entfernungen werden durch das Internet obsolet, die neuen Medien verändern unser Leben. Like it - oder nicht!", so Chara.

Kopftuchträgerinnen direkt neben Fetisch-Barbies  

So finden sich ganz selbstverständlich Kopftuchträgerinnen direkt neben Fetisch-Barbies. Andrea Kalinova aus Bratislava wiederum stellt in ihrer Fotoserie "Homeless Re(A)Lity" die Lebenssituation von Menschen dar, die auf der Straße hausen und ständig den Blicken anderer ausgesetzt sind. Lucia Papco porträtiert ihre alten Großeltern und kommt ihnen dabei berührend nahe. Im wahrsten Sinn verschlossen sind die Köpfe von Osama Zatar, in denen Schlüssel stecken. Überhaupt hat die Ausstellung erfreulicherweise wenig Virtuelles an sich, im Gegenteil: Selten fühlt man sich als Besucher auf derart erfrischende Weise angeregt, abseits der großen marktgängigen Namen unbekanntere, doch durchaus interessante internationale Künstler zu entdecken. Zufrieden mit dem Ergebnis ist auch Organisator Andreas Hoffer: "Ein spannendes Experiment." Die Schau wird bis 6. Jänner 2014 gezeigt.

Info
Essl Museum, Klosterneuburg: "Like it!" Kuratiert von Catharina Bamberger, Daniela Chana, Claudia König, Andreas Maurer, Tobias Skaer, Michael Wurmitzer. 23. Oktober bis 6. Jänner 2014. www.essl.museum



 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.