Tennis-Star packt in TV-Interview aus

Becker: "Ein Häftling wollte mich umbringen"

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Mit emotionalen Worten hat der deutsche Ex-Tennisstar Boris Becker von seiner Zeit in britischer Haft berichtet.

Immer wieder von Tränen und Momenten der Rührung unterbrochen, schilderte der 55-Jährige auch zwei lebensgefährliche Situationen hinter Gittern. Mithäftlinge hätten ihn gerettet, sagte in einem am Dienstagabend ausgestrahlten Exklusiv-Interview beim Sender Sat.1. Mit manchen Insassen habe er eine enge Beziehung aufgebaut. "Wenn man zusammen wirklich ums Überleben gekämpft hat, das schweißt zusammen." Er werde sicher mit einigen Mithäftlingen Kontakt halten.

Häftlinge bewahrten ihn vor Attacke eines Mörders

Vor allem auch, weil einige ihm bei einer Attacke eines seit 16 Jahren wegen Mordes einsitzenden Mithäftlings zur Seite standen. Becker: "Ein Häftling wollte mich umbringen!" Der Mann habe ihm "verbal alles erklärt, was er mit mir machen wird." Doch am nächsten Tag kam es zur Versöhnung – ein rührender Moment für Becker, der im TV mit den Tränen kämpft. Der Mann habe sich vor ihm auf den Boden geworfen und seine Hand geküsst. Becker habe ihn dann hochgenommen, ihn umarmt und ihm gesagt: "Ich habe großen Respekt vor ihm."

++ Das Interview zum Nachlesen im Liveticker am Ende des Artikels ++

In seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Haftentlassung bekannte sich Becker zu seiner Schuld. "Natürlich war ich schuldig", sagte er und zeigte sich selbstkritisch. "Vielleicht habe ich nicht genügend Reue gezeigt im Zeugenstand", sagte er. Seine Anwälte hätten alles versucht, sein "Leben zu retten". Er sei beraten worden, was er auszusagen habe und was nicht. "Es hätte besser laufen können - aber es hätte auch viel schlechter laufen können."

Der aus dem baden-württembergischen Leimen stammende Becker war Ende April von einem Gericht in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er Teile seines Vermögens in seinem Insolvenzverfahren nicht ordnungsgemäß angegeben hatte. Er war am Donnerstag - nach 231 Tagen hinter Gittern - freigekommen.

7 Kilo in 7 Monaten verloren

Becker, der deutlich schlanker aussah als noch vor der Haft, berichtete von Hungergefühlen während seines Gefängnisaufenthalts. "Ich hab natürlich sehr viel Gewicht verloren", sagte er in dem Gespräch mit Moderator Steven Gätjen. "Ich bin mit 97 Kilo ins Gefängnis gekommen und hatte dann mal knapp 90 Kilo."

Becker fügte hinzu: "Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, also bin hungrig ins Bett gegangen. Ich dachte, dass ich mit 54 Jahren schon alles erlebt habe, aber das war neu." Im Gefängnis habe er keinen Alkohol getrunken, nicht geraucht und wochen- oder vielleicht auch monatelang sehr wenig gegessen. "Also meiner Gesundheit tat der Gefängnisaufenthalt sicherlich gut." Zu einem Fotovergleich mit Aufnahmen von vor und nach der Haft sagte Becker: "Es ist der gleiche Mensch, aber es sind zwei verschiedene Leben."

Immer wieder feuchte Augen

Becker versuchte sich demonstrativ gefasst zu geben, musste aber immer wieder unter Tränen innehalten. Auch als die Sprache auf seine Partnerin Lilian kam, die am Rande des Studios saß, wurden seine Augen feucht. Der Tag seiner Verurteilung am 29. April sei ihr Geburtstag gewesen. Seine Partnerin habe stets zu ihm gehalten. "Ich hatte nicht einen Moment, wo ich das Gefühl hatte, da bricht jetzt was auseinander oder sie verliert die Geduld oder die Lust oder die Liebe", sagte Becker.

Der Tag seiner Verurteilung am 29. April sei ihr Geburtstag gewesen. Er habe seiner Partnerin offen gesagt: "Meine Liebe, Du musst nicht auf mich warten. Du bist eine junge Frau, du stehst auf eigenen Füßen in der Welt, du bist finanziell unabhängig, ich weiß nicht wie lange ich ins Gefängnis muss", sagte Becker. "Dann hat sie mich umarmt und gesagt: "Red nicht so einen Scheiß, wir schaffen das zusammen!"", berichtete Becker weiter, sichtlich um Fassung bemüht. Dann seien sie am nächsten Morgen ins Taxi gestiegen, "sind zum Gericht gefahren und waren bereit für alles."

Auch die Beziehung zu seinen älteren Kindern Noah, Elias sowie Anna, mit der er häufig telefoniert habe, sei während der Haft enger geworden. Vor dem Richterspruch habe er auch noch ausführlich mit seinen Kindern gesprochen. Noah begleitete ihn wie Partnerin Lilian beim Urteil ins Gericht. Der Ex-Tennisstar gab in dem Interview meist lange Antworten - etwa dazu, dass er hinter Gittern Englisch und Mathe unterrichtet hat.

Promi-Besuch im Gefängnis untersagt

Becker berichtete, dass mehrere prominente Freunde ihn nicht im Gefängnis besuchen durften. So sei etwa Fußballtrainer Jürgen Klopp von den Behörden abgelehnt worden. "Jürgen darf dich nicht besuchen, weil der ist zu bekannt. Wir haben Angst um seine Sicherheit, und wir wollen den Rummel nicht", gab Becker das Gespräch wider.

Mut und Kraft habe er aus zahlreichen Briefen geschöpft, die ihm Fans und Bekannte schickten. Darunter seien auch Überraschungen gewesen: "Michael Stich hat mir einen dreiseitigen Brief geschrieben", erzählte Becker über seinen Tennis-Kollegen. Das habe ihn sehr berührt. Auch andere frühere Davis-Cup-Freunde und Prominente wie die Tennis-Trainerin Barbara Rittner hätten ihm geschrieben.
 

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 23:07

Das packende Becker-Interview ist zu Ende

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 22:50

Wo sieht sich Becker mit 65 oder 75?

"Ich hoffe, umringt von meinen Kindern. Ich hoffe, es kommen noch ein paar dazu." Wieder stockt seine Stimme stockt, wieder fließen Tränen.

"Alles, was mich motiviert, ist aufgrund meiner Kinder. Ich hoffe, dass ich in Frieden und Freiheit glücklich meinen Lebensabend verbringen kann. Ich freue mich, ich bin motiviert. Ich muss arbeiten. Ich bin mir dafür nicht zu schade. Ich bin dankbar, dass eigentlich alle meine Partner bei mir geblieben sind und mir eine zweite Chance geben. Ich muss ihre Bestätigung zurückgewinnen."

"Ich glaube, dass ich viel gelernt habe in den acht Monaten und sechs Tagen und ich glaube, dass ich ein besserer Mann geworden bin als vorher."

 22:49

Jetzt beginnt neuer Lebensabschnitt

Becker weiß nicht, ob er in Europa bleibt: "Ich hatte Kosten, Steuernachzahlungen. 2012 habe ich mir Geld geliehen. Das ist jetzt vorbei. Das heißt, ich kann zum ersten Mal nachdenken, was ich mit dem Rest meines Lebens mache. Ich werde hoffentlich noch 25 gute Jahre vor mir haben. Ich kann nicht sagen, wohin ich jetzt gehe. Ich glaube, nicht Deutschland. Ich weiß nicht, ob ich in Europa bleibe, vielleicht Miami. Ich bin auch ein großer Fan von Dubai. Ich bin vorsichtig geworden mit meinen Aussagen für die Zukunft."

 22:46

Erstes Bier in Freiheit: "Das beste in meinem Leben"

Alle rechneten mit einer Ankunft Beckers in Frankfurt oder München. Doch er ließ sich ganz bewusst nach Stuttgart fliegen, um ohne großes Gerummel in Freiheit anzukommen. Die erste Nacht als freier Mann verbrachte er bei einem befreundeten Ehepaar. Und trank sein erstes Bier nach der Haft: "Es war das beste Bier in meinem Leben."

 22:45

Anonymer Freund bezahlte Privatjet nach Hause

"Ich habe den Jet nicht bezahlt, ich habe das Geld nicht. Ein Freund von mir hat das angeboten, dass er die Privatmaschine für mich organisiert. Ich sagte ihm, dass er das nicht machen muss. Aber er wollte das, damit ich sicher nach Hause kann. Das wurde dann über Monate organisiert."

 22:45

Am 12.12. erfuhr er von seiner Freilassung

Man sagte zu Becker: "Ich habe gute Nachrichten für Sie, Herr Becker. Dass sie am 15. Dezember das Gefängnis mit einer Privatmaschine nach Deutschland verlassen dürfen."

"Ich habe am Tag vorher meine paar Sachen gepackt, das meiste verschenkt, knapp 50 meiner Bücher sind nun in der Bücherei des Gefängnisses. Ich habe in der Nacht vorher nicht geschlafen und nur einem ganz kleinen Kreis davon erzählt, dass ich entlassen werde."

 22:43

Becker über seine Insolvenz

"Von meinem Einkommen habe ich die Hälfte dem Insolvenz-Verwalter abgegeben." Er verlor seine Finca auf Mallorca, die er mit zehn Millionen bewertet, seine Wohnung in Chelsea, das Elternhaus in Leimen. Millionen habe er zurückgezahlt.

 21:57

"Das Gefängnis war gut für mich"

Moderator Steven Gätjen will wissen: Hat die Haft Becker zu einem besseren Menschen gemacht? Boris überlegt – er habe auf die falschen Menschen gehört.

"Ich glaube, dieser Gefängnis-Aufenthalt hat mich zurückgeholt." Er habe sich als Tennis-Spieler wiederentdeckt. Disziplin und Zielstrebigkeit. "Jetzt ist meine Aufgabe, diesen Weg weiterzugehen. Ich glaube, das Gefängnis war gut für mich."

 21:49

Jeden Tag dutzende Briefe an Fan-Post

"Ich wollte im Knast nicht auffallen, aber habe SO viele Briefe bekommen von Fans, Freunden, Menschen, die ich lange nicht gesprochen habe", sagt Becker.

 21:44

Häfn-Freundschaft hält ewig

"Man hält zusammen, man teilt Klamotten, Schuhe, Salz, Cola, Schokolade. Ich glaube, dass ich mit einigen Häftlingen ewig verbunden bleibe. Wenn man gemeinsam ums Überleben gekämpft hat, das schweißt zusammen. Wir haben uns gebraucht", sagt Becker über die wenigen Mitinsassen mit, denen er sich anfreundete.

 21:42

Geburtstag hinter Gittern

Am 22. November feierte Becker im Gefängnis seinen 55. Geburtstag. Zu seiner Überraschung habe er drei unterschiedliche Schokoladen-Kuchen bekommen.

 21:40

Verzicht auf Handy besonders schwer

"Ich habe meine beiden Telefone abgegeben. Wir sind ja abhängig davon!", erzählt Becker. Stattdessen musste er im Gefängnis arbeiten, um sich mit ein paar Pfund Telefonate leisten zu können.

 21:38

Promi-Besuch nicht erlaubt

Becker ist mit Liverpool-Startrainer Jürgen Klopp und Moderator Johannes B. Kerner gut befreundet. Besuchen durften sie ihn im Gefängnis aber nicht. "Jürgen darf dich nicht besuchen, der ist zu bekannt. Wir haben Sorge um seine Sicherheit. Wir müssen das also ablehnen", so die Antwort des Governors.

Auch Kerner und Beckers weiteren Freund, Unternehmer Ion Țiriac, wurden abgelehnt. Zu riskant.

 21:14

Erneut Tränen

Erneut wird die Tennis-Legende emotional – denn der Häftling, der ihm etwas antun wollte, entschuldigte sich am nächsten Tag. Der Mann habe sich vor seine Füße geworfen und entschuldigt. Erneut kommen Becker die Tränen. Er habe gesagt: "Ich habe großen Respekt vor dir".

 21:12

Häftling wollte Becker umbringen!

Gefasst schildert Becker, wie er im Huntercombe-Gefängnis von einem bereits 16 Jahre sitzenden Insassen angegangen wurde.

"Er wollte mir an die Wäsche, hat mir verbal gesagt, was er alles mit mir machen wird. Das war jetzt im Oktober erst. Er hatte aber unterschätzt, dass ich eine Position im Gefängnis hatte, dass die anderen Häftlinge im Flügel aufmerksam wurden, herausgekommen sind."

 21:10

James, Russell und Bill wollten ihn schützen

Er habe drei Häftlinge kennengelernt, sogenannte "Listener" – sie können Zuhören und kennen sich aus. Becker: "Ich glaube, sie wollten mich schützen. Die haben mein Leben gerettet."

 21:10

Becker über seinen einsamsten Moment

"Wenn die Zellentür zugeht, dann ist gar nichts mehr. Der einsamste Moment, den ich im Leben hatte."

 21:08

Angst vor Mithäftlingen

Becker gibt zu: "Ich hatte zwei große Sorgen. Das eine – eine Doppelzelle. Der Zellennachbar kann Dich angreifen oder bedrohen. Und das Zweite: Duschen. Aber: Es gab eine Dusche mit Duschkabinen.

Mich haben sie eingestuft als ,High-Risk`: Das sind Kinderschänder, oder welche, die was zu verlieren haben."

 21:08

Becker über seine Ankunft im Gefängnis:

"Ich habe viel auf den Boden geschaut.“ Bloß keinen anderen Knacki falsch angucken. Über den Knast: „Extrem schmutzig. Extrem gefährlich. Alles, was man sich vorstellen ist hier Zelle an Zelle. Man trifft jeden. Das ist das Auffanggefängnis für Verbrecher aus London. Mörder, Kinderschänder."

 20:39

Tränen bei Boris Becker

Als Becker schildert, wie er seiner Lilian sagte, dass er ins Gefängnis muss, wird es emotional:

„Meine Liebe, du musst nicht auf mich warten. Ich weiß nicht, wie lange ich ins Gefängnis muss“, so Becker. Und weiter: „Sie hat mich angeschaut: 'Boris, wir sind ein Team. Du bist mein Partner'.“

Er könne nachvollziehen, wenn sie sich anderweitig umsehe. Doch Lilian stellte klar, dass sie und Boris ein Team seien.

Dann bricht Beckers Stimme und Tränen sind in seinen Augen zu sehen: „Sie hat mich angeschaut, umarmt. ,Red nicht so einen Scheiß'“.

 20:35

Keine Reue gezeigt?

"Als ich im Zeugenstand war, habe ich natürlich offen und emotional versucht, meine Unschuld zu erklären. Dass ich nichts böswillig gemacht habe, dass ich Fehler gemacht habe. Ich habe aber nicht gesagt, dass ich schuldig war. Ich weiß nicht, ob die Richterin das gerne gehört hätte... Sie hat gesagt, dass ich keine Reue gezeigt habe."

 20:33

"Es ging fast um Leben und Tod"

Nach der Verurteilung durch die Geschworenen habe Becker drei Wochen gezittert, wie das Urteil ausfällt. "Bis dahin waren wir der Überzeugung, dass ich mit Bewährung davonkomme." In der britischen Justizgeschichte habe es vor ihm keinen vergleichbaren Fall gegeben.

 20:29

Wie hat ihn das Gefängnis verändert?

"Ich sehe den gleichen Menschen. Davor etwas nervös, unsicher, ungewiss wie die Zukunft aussieht. Danach etwas schlauer, demütiger. Der gleiche Mensch – aber zwei verschiedene Leben", meint Boris, nachdem Bilder von vor und nach der Haft gezeigt werden. Weil er hinter Gittern nicht geraucht oder Alkohol getrunken habe, tat Becker "die Haft mit Sicherheit gut".

 20:27

Die erste brisante Frage: "Warst du unschuldig im Gefängnis?"

Becker antwortet ehrlich: "Nein. Natürlich war ich schuldig." Während des Prozesses habe er 25 Punkte gewonnen, aber eben vier verloren – die zur Haft reichten.

 20:24

Interview bereits am Anfang des Monats

Schon am 8. Dezember kam Becker im geheimen zum Interview nach München. Begleitet wurde er von seiner Freundin Lilian und seinem ältesten Sohn Noah.

 20:23

Moderator Steven Gätjen verspricht: "Kein blabla"

Das habe man vor dem Interview vereinbart. Das Gespräch soll bis 22.30 Uhr dauern.

 20:16

Herzlich willkommen!

In Kürze wird sich Boris Becker erstmals nach seiner Haftentlassung öffentlich äußern.