Ab dem 12.10. ist 'Dogman' im Kino zu sehen.
Luc Besson, der mit "Léon - Der Profi" berühmt wurde, ist mit "DogMan" zurück. Sein neuer Film vermischt Welpenliebe und Gotteskomplexe mit Dragdarbietungen von Caleb Landry Jones - ein Außenseiterheld, der mit seinen Vierbeinern das Böse besiegt. Zur Hälfte "Joker" und zur Hälfte "Kevin - Allein zu Haus", ist der Film genauso verrückt wie er klingt. Ab Donnerstag im Kino.
Geächteter Hundeliebhaber
Das neue B-Movie des französischen Haute-Trash-Autors ist keinesfalls zu verwechseln mit Matteo Garrones grandiosem (und weitaus besserem) "Dogman" aus dem Jahr 2018 - obwohl es sich auch hier um einen geächteten Hundeliebhaber handelt, der in einer hässlichen Welt gegen Mistkerle kämpft.
Der großartige Caleb Landry Jones ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri") spielt den querschnittsgelähmten "Doug", der jeden Freitag in einem Drag-Club Edith Piaf und Marlene Dietrich imitiert. In seiner Freizeit spielt er außerdem Robin Hood und schickt seine Hunde los, um aus reichen Häusern Juwelen zu stibitzen. Er nennt das eine "Umverteilung des Reichtums".
Als wir ihn zum ersten Mal treffen, wird er jedoch - als Marilyn Monroe verkleidet - auf frischer Tat von der Polizei ertappt. Weil die nicht weiß, was sie mit dem Mann in einem rosa Satinkleid anfangen soll, wird Doug in eine Haftanstalt gebracht, wo er einer sympathischen Psychiaterin (Jojo T. Gibbs) seine Lebensgeschichte erzählt, die sich dann vor unseren Augen in Rückblenden entfaltet: Sein Vater hat ihn als Kind in einen Zwinger mit Kampfhunden einsperrt und dann mit einer Schrotflinte auf ihn geschossen. Seit den Misshandlungen ist er an den Rollstuhl gefesselt. Wirkliche Liebe findet der Bub und später der Mann nur mit den Hunden, mit denen er sich umgibt. Ihr einziger Fehler? "Dass sie den Menschen vertrauen", sagt er.
Vergleich mit "Joker"
"DogMan" wird seit seiner Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig zurecht gerne mit Todd Phillips 2019er "Joker" verglichen. Nicht nur wegen des weißen Make-ups, das Caleb Landry Jones sich vor dem Theaterspiegel ins Gesicht schmiert, sondern auch, weil er zum tragischen Rächer aller Unterdrückten wird. Es rutscht nie in eine Parodie ab, vor allem deshalb, weil man dem amerikanischen Schauspieler fast alles abkauft - auch wenn er seinen Hunden Shakespeare vorliest. Es gibt eine famose Hundeversion von "Kevin - Allein zu Haus", wenn die Vierbeiner Bösewichte in kleine Fallen und in Räume mit geladenen Stromkabeln locken.
Die Hundedarsteller sind ein wahres Highlight: von Corgis, die als Späher fungieren; wuchtigen, ungarischen Komondors mit derben Filz-Dreadlocks, bis hin zu einem Dobermann, der den Eingang zum Geheimversteck des Antihelden wie ein einköpfiger Cerberus bewacht. Pelzige Handlanger helfen Doug dabei, Kuchen zu backen und teure Juwelen zu stehlen, was alles sehr unterhaltsam ist, denn Besson macht sich die goldene Filmregel zunutze, dass Hunde alles besser machen.
Besson trägt dick auf
Natürlich gelingt nicht alles, was der umstrittene Actionkünstler hier in den Pulptopf wirft. Das einleitende Zitat von Alphonse de Lamartine "Wenn der Mensch in Schwierigkeiten steckt, schickt Gott ihm einen Hund" ist ein wiederkehrendes, klobiges, religiöses Thema, und da Besson nicht anders kann, bekommen wir das englische Wort für "Gott" rückwärts geschrieben (DOG / GOD) ins Gesicht geknallt. Auf Französisch oder Deutsch würde das nicht funktionieren. Es gibt auch viel Geschwätz nach Erlösung. Am Ende hören wir Edith Piafs Gassenhauer "Non, Je Ne Regrette Rien" passend zu einem Film, der nicht gerade davor zurückschreckt, einen Exzess nach dem andern zu liefern und seinen Antihelden mit Jesus am Kreuz zu vergleichen.
Der Unglückliche hier ist nicht nur der Hundeflüsterer, sondern der Filmemacher selbst. Vier Jahre nach "Anna" (2019) ist "DogMan" das beabsichtigte Comeback für den Regisseur, zurück in eine Branche, die ihn wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs verstoßen und fallen gelassen hat. Er wurde inzwischen freigesprochen, aber man fragt sich unweigerlich, in was für Schwierigkeiten Luc Besson steckte, als Gott ihm diesen wahnsinnigen Film schickte.