Der Mexikoplatz im 2. Wiener Gemeindebezirk ist ab sofort Schauplatz eines neuen Mahnmals von Marko Lulic.
Mit "99,73" schuf der Künstler Marco Lulic eine 3,20 m hohe Skulptur aus Eisenstahl, die das prozentuelle Ergebnis der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an Nazideutschland am 10. April 1938 symbolisiert. Das neue Mahnmal soll ein Manifest gegen den geglaubten Mythos sein, wonach Österreich sich manchmal allzu gerne als erstes Opfer des Nationalsozialismus präsentiert. Auch der Mexikoplatz als Ort, der in diesem Zusammenhang eine gewisse historische Bedeutung erlangt hat, wurde bewusst ausgewählt, da Mexico als einziges Land der Welt gegen den Anschluss protestierte.
Hintergrund
Marco Lulics Beitrag zum aktuellen Gedenkjahr stellt
die Konstruktion und Aufrechterhaltung vom Opfermythos ins Zentrum der
künstlerischen Auseinandersetzung. Er setzt seine Intervention unmittelbar
neben den bestehenden Gedenkstein - ergänzt und konterkariert ihn damit. Dem
Satz um den "gewaltsamen Anschluss" wird die Zahl 99,73 gegenübergestellt.
Am 10. April 1938 stimmten 99,73 Prozent der österreichischen Bevölkerung
nachträglich für den Anschluss. Obwohl etwas über 5 Prozent der
Wahlberechtigten aus rassischen und politischen Gründen kein Stimmrecht
besaßen und die Abstimmung durch Einschüchterung und Propaganda verfälscht
war, zeigt es doch den geringen Widerstand der ÖsterreicherInnen gegen das
neue Regime. Ein "gewaltsamer Anschluss" klammert aus, dass Österreich schon
ein faschistischer Staat war und viele Österreicher ihn begrüßten. Der
Protest Mexikos wurde auch von jenen, die die "Opferthese" propagierten,
vereinnahmt und als Beweis für ihre Theorie angeführt.