Nach der Geburt des Babys ist Netrebko noch nicht fähig, alle Vorstellungen zu singen.
Vergangenen Samstag im noblen Royal Opera House in London: Das Publikum wartete gespannt auf Anna Netrebko und Elina Garanca in Bellinis Romeo-und-Julia-Oper "I Capuleti e i Montecchi".
Eine Woche davor, am 28. Februar, hatten die Kritiker die Aufführung in der „hinreißenden“ Neubesetzung als „denkwürdig“ bezeichnet. „Zwei fabelhaft gesunde Stimmen“, jubelte The Telegraph; „glamouröse Stimmen“ hörte The Stage; The Times schwärmte vor allem von Garancas „top C“, sie führe ihre Stimme „so präzise wie Romeo seine Klinge“; und auch der Evening Standard bewunderte die „Dehnbarkeit von Garancas Mezzo in Höhen, die sonst nur Sopranen vorbehalten sind“.
Enttäuschung
Doch noch bevor letzten Samstag der Dirigent,
Sir Mark Elder, im Orchestergraben erschien, trat eine Abgesandte der
Direktion vor den Vorhang und teilte Bedauerliches mit: „Anna Netrebko hat
sich entschlossen, die zweite Vorstellung kurzfristig abzusagen.“ Nach der
Geburt ihres Babys sei sie noch nicht in der Verfassung, jede Vorstellung zu
singen... Ein Murren und Maulen im Publikum, spürbare Enttäuschung bei den
Opernfans, die klarerweise das „neue Traumpaar der Oper“, Garanca & Netrebko
als "Romeo & Julia", erleben wollten.
Als Einspringerin fungierte eine blutjunge Japanerin – Eri Nakamura –, die am Ende heftig bejubelt wurde. Elina Garanca wurde, wie zu erwarten war, mit Ovationen eingedeckt.
Wien-Comeback
Was jetzt natürlich die Wiener besonders
interessiert: Wird Anna Netrebko kommenden Samstag ihr Staatsopern-Comeback
als Donizettis "Lucia di Lammermoor" singen? Beziehungsweise: Wird sie alle
geplanten Folgevorstellungen (am 17., 21. und 24. März) wahrnehmen können?
Immerhin sagte die Sängerin jüngst in einem Interview mit dem Opernglas:
„Ich möchte nicht für die Menschen vor und hinter der Bühne mehr da sein als
für mein eigenes Kind.“
Nach Plan
In der Wiener Staatsoper ist zu erfahren: „Laut
unseren Informationen läuft alles nach Plan.“
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