Das Buch zum Film ist ein unnötiger literarischer Lückenschluss.
Im Kino hat Bridget Jones ihr Baby längst bekommen - doch jetzt haben es auch ihre lesenden Fans es schwarz auf weiß: Die Chardonnay trinkende Ikone der Mitt-bis-End-Dreißiger-Frauen ist nun auch im Roman schwanger. Einen Monat nach dem Kinostart kommt "Bridget Jones' Baby" von Helen Fielding auch als Buch in den Handel.
Fehlendes Stück
Es erscheint zwar nach dem Roman "Verrückt nach ihm" aus dem Jahr 2014, ist von der Handlung her aber deutlich davor angesiedelt und schließt inhaltlich die große Lücke nach "Schokolade zum Frühstück" und "Am Rande des Wahnsinn" von 2001 und 2002. Damals sank Bridget - zweimal - glücklich in die Arme ihrer großen Liebe Mark Darcy (im Film Colin Firth) und ließ ihre Fans im Glauben an ein Happy End zurück.
Wieder Single
Dass es weder happy noch das Ende war, erfahren die (im Regelfall) Leserinnen gleich zu Beginn von Buch Nummer vier. Bridget (im Film Renée Zellweger) ist darin nämlich mal wieder Single. Die Liebe zu Mark zerbrach, weil er seine betrunkene Zukünftige ausgerechnet während der Verlobungsfeier dabei erwischte, wie sein Intimfeind Daniel Cleaver (im Film Hugh Grant) ihr wieder an die Wäsche wollte.
Flashback
Auch wenn dabei nichts passiert ist - Mark konnte den Anblick nicht vergessen und machte tatsächlich Schluss mit seiner Bridget. Sicher ist sicher. Schließlich hatte er schon seine erste Gattin in flagranti mit Cleaver erwischt. So ist die Ausgangssituation im Grunde die gleiche wie bei "Schokolade zum Frühstück" 15 Jahre zuvor: Bridget ist allein, wünscht sich Mann und Kinder - und ist zu allem Überfluss auch noch mehr als ein Jahrzehnt älter geworden.
Darum ist auch ihr erster Gedanke, als sie merkt, dass sie seit Wochen ihre Periode nicht mehr hatte: Es ist vorbei - "Vorwechseljahre". "Und ich werde altersfettleibig", klagt sie ihren Freunden unter Tränen. "Ich musste mir die Jeans schon eine Nummer größer kaufen."
Schwanger - von wem?
Weil sie davor sowohl mit ihrem Ex Mark (betrunken bei der Taufe des gemeinsamen Patenkindes) als auch mit ihrem Ex Daniel (betrunken und weil er gesagt hat, sie sehe jung aus) in der Kiste gelandet ist, ist natürlich allen anderen außer ihr sofort klar, dass ihre wiedergewonnene Leibesfülle mit den Wechseljahren so ziemlich überhaupt nichts zu tun hat. Es beginnt ein Rätselraten um die Frage: Wer von beiden ist denn nun der Vater? Und was, wenn es nicht Mark ist?
Autorin Helen Fielding bedient sich in ihrem Buch vieler altbekannter Muster: die tragikomische Verzweiflung der Single-Frau über 30, die knallharte Konkurrenz zwischen Mark und Daniel und die noch härtere zwischen Singles und verheirateten Menschen mit Familie.
Film gewinnt
Auch wenn diese klassischen Muster oft immer noch funktionieren - in "Verrückt nach ihm" klappt das ganz wunderbar -, gelingt das in "Bridget Jones' Baby" leider überhaupt nicht. Man merkt dem Buch an, dass es mit heißer Nadel gestrickt wurde - womöglich nur als Begleitprogramm zum Film, der sehr viel lustiger und liebevoller geraten ist. Wortwitz und temporeiche Dialoge sucht selbst die geneigteste Leserin im neuen Buch - mit ganz wenigen Ausnahmen - vergeblich.
Nicht einmal die Figur des unverbesserlichen Daniel Cleaver, die im Film schmerzlich fehlt und durch den viel zu lieben Amerikaner Jack (Patrick Dempsey) ersetzt wurde, bringt Schwung und Bissigkeit in die Geschichte. Ein unnötiger literarischer Lückenschluss.