Die Premieren sind vorbei: Karl Löbl zieht eine Bilanz der heurigen Salzburger Opernproduktionen.
Ohren auf und Augen zu. Für kostenintensive Inszenierungen ein Vorschlag, der keinen Sinn macht. Doch das Problem am Theater sind heute überall die Regisseure. Auch in Salzburg. Dort werden heuer sechs Opernproduktionen angeboten. Nur eine davon hat tatsächlich Festival-Niveau, nämlich das musikalisch hochwertige Breitwand-Spektakel "Romeo et Juliette" in der Felsenreitschule. Es ist als einzige Aufführung auch bis zuletzt total ausverkauft. Für die Reprisen der anderen Stücke gibt's plötzlich noch Restkarten: "Don Giovanni", "Rusalka" und "Blaubarts Burg" sind ein szenisches Desaster, "Die Zauberflöte" blieb ärgerlich beiläufig, "Otello" spielt man besser nicht, wenn kein Titelheld vorhanden ist.
Enttäuschend
Musikalisch ist vieles ordentlich, manches
außerordentlich, etwa die Dirigate der Opern von Gounod und Dvorak oder die
Singschauspieler Kühmeier, Nylund, Schrott, Beczala, Villazon. Doch die
Summe der Eindrücke ist enttäuschend: Da war keine Aufführung (wie in
früheren Jahren etwa Deckers "La Traviata" oder Breths "Eugen
Onegin"), die ich gerne wiedersehen möchte.
Appell
Was wünschen wir uns von Jürgen Flimm? Er selbst hat
einmal (das ist noch gar nicht so lange her) Opern meist werkbezogen und
vernünftig inszeniert und galt trotzdem nie als altmodisch. Es wäre schön,
würde er die gleichen Kriterien auch bei seinen Kollegen, die er jetzt als
Intendant engagiert, zur Regel machen. Denn die Mehrheit des Publikums will
jene Stücke sehen, für das sie Karten bezahlt hat, und nicht, was sich
Regisseure und ihre Dramaturgen in eitler Selbstbefriedigung dazu ausgedacht
haben.