"Siegfried"

"Diese Oper hat Wucht"

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"Siegfried"-Regisseur Sven-Eric Bechtholf im Interview. Premiere an der Wiener Staatsoper am 27. April.

Nach der Walküre ist nun Siegfried mit Stephen Gould in der Titelrolle und Nina Stemme als Brünn­hilde an der Reihe. Am Pult agiert Franz Welser-Möst. Premiere ist am 29. April.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie die „Walküre“ in Erinnerung – bei der Premiere warf „Wotan“ ja das Handtuch.

Sven-ERic Bechtolf: Gut, unbedingt gut! Die Premiere war natürlich ein „Eisenbahnunglück“, der ganze Abend war entzaubert. Das erwischt einen sozusagen kalt und aus heiterem Himmel. Und das muss man dann eben hinnehmen. Umso mehr hat man sich über die Folgeaufführungen gefreut, die sehr gut liefen. Damals hab ich mir gedacht: Wir sind auf dem richtigen Pfad.

ÖSTERREICH: Ist „Siegfried“ ­eine noch größere Herausforderung als die „Walküre“?

Bechtolf: Auf der einen Seite hat dieses Stück – vor allem musikalisch – eine enorme Wucht. Auf der anderen Seite ist es, was die handelnden Personen betrifft, noch viel psychologischer, noch viel intimer als die Walküre. Da eine Waage zu finden, ist ausgesprochen kompliziert. Eine Herauforderung!

ÖSTERREICH: Wer ist Siegfried aus heutiger Sicht?

Bechtolf: Aus heutiger Sicht haben wir keinen Siegfried. Er ist so etwas wie der „Edle Wilde“ im Rokoko. Davon hat Wagner als großer Kulturskeptiker ja eine Zeit lang geträumt: dass wir alle Verbindlichkeiten hinter uns lassen und bei Stunde null anfangen könnten. Dazu sollte eben der Siegfried taugen, der Gott überwindet, das Weib emanzipiert und aus den Fesseln des Patriarchats herausschneidet etc. Das ist seine Aufgabe – und die misslingt. Die Liebe scheitert bei Wagner an Gift, Verrat und Ranküne. Insofern könnte man sagen: Siegfried ist ein gescheiterter Traum.

ÖSTERREICH: Wie es im 20. Jahrhundert ja viele gab.

Bechtolf: Entsetzlicherweise, ja. Trotzdem werde ich dem Siegfried kein Barret mit rotem Stern aufsetzen.

ÖSTERREICH: Wie gefällt Ihnen Stephen Gould als Siegfried?

Bechtolf: Das ist eine prima Zusammenarbeit. Im Übrigen hat sich schon so etwas wie ein Ring-Ensemble gebildet – Nina Stemme, Juha Uusitalo … Die Sänger scheinen das Gefühl zu haben, in der Inszenierung gut aufgehoben zu sein, lebendige Rollen zu spielen und nicht einfach in der Gegend herumzustehen. Wenn dieser Eindruck entsteht, weiß man als Regisseur, dass man so verkehrt nicht liegen kann.

„Siegfried“: Sonntag, 27. April, 17 Uhr, Wiener Staatsoper,

Tel.: 01/51444-7880

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