Riesenspaß in der Volksoper: Großer Premierenerfolg des "Barbier von Sevilla" - eine Kritik von Karl Löbl.
Selten in der Oper so viel gelacht wie bei dieser Premiere des Barbier von Sevilla: Josef Ernst Köpplinger hat so etwas wie eine Feydeau-Burleske inszeniert.
Während die Handlung mit Witz und Tempo vorangetrieben wird, ist die Bühne von Nebenfiguren belebt, die als Handwerker oder Priester, Herumtreiber oder Puffdamen, Raufbolde oder Polizisten agieren. Routine ist nicht zugelassen. Akteure, die singen, und andere, die nur spielen, summieren sich zu einem brillanten Stück-Ensemble, das mit größter Genauigkeit die witzigen Einfälle des Regisseurs realisiert.
„Italianità“
Köstlich das Bühnenbild von Heidrun
Schmelzer. Man blickt in ein zweistöckiges Haus mit vielen Zimmern, Treppen,
Türen, davor eine Straße, daneben ein Nachtklub. Wir befinden uns im 20.
Jahrhundert. Gesungen wird in zuweilen alltagsnaher deutscher Sprache. Der
Dirigent Karel Mark Chichon lässt den raffinierten Mechanismus von Rossinis
Musik trotzdem mit unüberhörbarer Italianità wirken und erreicht mit dem
Orchester eine delikate Virtuosität. Margarita Vaiculenas sorgt bei den
Rezitativen am Hammerklavier für zusätzliche akustische Pointen.
Lebensfreude
Daniela Fally ist als Rosina ein Elementarereignis.
Ihr Singen, ihr Spiel wirken wie selbstverständlich, ihre Komik und
Körpersprache natürlich, ihre extremen Koloraturen keinen Moment als vokale
Artistik, sondern als Ausdruck von Lebensfreude.
Lars Woldt (Bartolo), Sorin Coliban (Basilio), Ferdinand von Bothmer (Almaviva) sind stimmlich und als Akteure ausgezeichnete Rollenbesetzungen in dieser Volksopern-Produktion.
Als Figaro bewies Daniel Schmutzhard großes Talent und die Fähigkeit, ein Motor der Handlung zu sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn dieser erst 26 Jahre alte Bariton irgendwann ins Tenorfach wechselte.
Kompliment
Robert Hollmann hatte als Diener Ambrosio in dieser
Inszenierung eine komische Hauptrolle, ebenso Sulie Girardi (Berta). Großes
Kompliment dem ganzen Ensemble.