Buch der Woche

Flašar: Das Glück in der Vergänglichkeit finden

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Im neuen Buch der mehrfach ausgezeichneten Autorin dreht sich alles um ein trauriges Phänomen. 

Einsam. Alleine sterben und in der Wohnung wochen- oder monatelang unbemerkt liegen – eine Horrorvorstellung. In Japan wird dieser einsame Tod, der durch die Anonymität unserer Zeit häufig geworden ist, „Kodokushi“ genannt. Milena Michiko Flašar hat ihn sich als zentrales Thema für ihren neuen Roman „Oben Erde, unten Himmel“ erwählt.

Protagonistin Takada Suzu arbeitet bei einem Putztrupp, der Wohnungen nach solchen Ableben reinigt. Wer nun glaubt, diese spezielle, auf den ersten Blick abstoßende Tätigkeit stürzt die 25-Jährige in Depressionen, der irrt.
Denn ihr Leben war davor schon trist und bestand nur aus dem Verstreichen von Zeit. Suzu ist eine Einzelgängerin, vor den Eltern, die sie gerne als Studentin und dann als Ehefrau gesehen hätten, geflüchtet.

Den Job in einem Familienimbiss verliert sie des mangelnden Liebreizes wegen und die einzigen Momente, in denen sie lacht, sind die Kuschelstunden mit ihrem … Hamster! Spätestens als wir bei Suzus erstem Einsatz dabei sind und erleben, wie wertschätzend und feinfühlig der schrullige Putzfirmenchef an die Sache rangeht, ist das Thema nicht mehr mit Grauen behaftet. Flašars poetische Sprache, ihre sorgfältig erdachten Charaktere und das besondere Thema machen diesen Roman zu einer kurzweiligen, selten besonderen Lektüre. 
 

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