Beat Furrer dirigierte in der Kollegienkirche sein Musiktheater in einer differenzierten, luziden und vielschichtigen konzertanten Version
Begehren, aber nicht begegnen können. Der österreichische Komponist Beat Furrer reflektierte im Rahmen der Salzburger Festspiele in seinem Musiktheater in zehn Szenen das Orpheus-Drama anhand verschiedener Textfragmente von Vergil bis Günther Eich. Am Montagabend in der Kollegienkirche nahm er, selbst am Dirigentenpult stehend, das Publikum auf seine Orpheus (Klang-)Reise mit.
In "Begehren", das 2001 konzertant uraufgeführt wurde, vertonte der Komponist nicht einfach die Geschichte von Orpheus und Eurydike, sondern vielmehr die inneren Zustände der Personen, die im Werk nur schlicht als "Sie" und "Er" benannt sind. "Er" bedient sich der gesprochenen Sprache als Ausdrucksform, "Sie" überwiegend der gesungenen. Das Orchester setzt dabei die übereinandergelegten Textebenen in Klang um, teils elektronisch in Echtzeit bearbeitet (am Mischpult in der Kollegienkirche: Markus Wallner).
Eineinhalb Stunden durchschritten am Montag die beiden, Sarah Aristidou und Christoph Brunner, die Etappen des gegenseitigen Nichterreichens, ohne dabei wirklich eine Handlung wiederzugeben. Der Chor Cantando Admont und die Musiker des Klangforums Wien nahmen dazwischen oft eine kommentierende Haltung ein, schlossen sich aber auch an die Texte an und führten sie weiter. Dabei gelang Furrer ein großes Kunststück, nämlich in der Kollegienkirche und ihrer anspruchsvollen Akustik die einzelnen Instrumente und Chorstimmen ungemein luzide und gleichstehend hörbar zu machen – nicht zuletzt durch die ausgeklügelte technische Unterstützung.
Auch in "Begehren" wurde das Schicksal des Orpheus letztlich besiegelt, allerdings nicht mit dem symbolisch aufgeladenen Blick zurück. Vielmehr ließ Beat Furrer ihn sanft und leise inmitten der Stimmen und Klänge verstummen. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Komponist gerne als "Meister der leisen Töne" bezeichnet wird. Nachdem der letzte leise Ton in den weißen Gewölben der Kollegienkirche verklungen war, setzte langer, begeisterter Applaus für dieses Klangkunstwerk ein.