Im Alter von 83 Jahren gestorben

Ganze Welt trauert um Malerfürst Nitsch

Teilen

Österreich verliert einen seiner weltweit renommiertesten und beliebtesten Künstler.

Prinzendorf. Jahrzehnte lang wurde er skandalisiert. Hermann Nitsch († 83) verstörte mit der von ihm mitbegründeten Aktionskunst. Bekanntheit erlangte der „Blutkünstler“, wie Nitsch häufig bezeichnet wurde, mit Schüttbildern. Als 24-Jähriger verwendete der Künstler erstmals Tierblut. Für Aktionen setzte er Tierkadaver und Exkremente ein. Der Skandal war perfekt.

„Das Abgründige, das Ekelhafte muss genauso tief erfahren werden und darf nicht der Verdrängung anheimgegeben werden“, sagte Nitsch über seine Arbeit.

Polizei. Weltbekannt wurde Nitsch nach einer Aktion in London, die von der Polizei abgebrochen wurde.

Kult wurde sein „Orgien Mysterien Theater“: Aktionen mit Musik, Malerei und Opferritualen. Minutiös wurden sie in „Partituren“ geplant. Dutzende nackte Teilnehmer überschüttete der Künstler mit Farbe oder Blut. Heimat dieser Spektakel wurde das von Nitsch gekaufte Schloss Prinzendorf.

Kunst lebt weiter: »6-Tage-Spiel«, CD & Ausstellung

Museen. Nitsch wurde bald zum Liebling von Sammlern und heimischen Politikern. Mittlerweile sind ihm zwei Museen gewidmet: eines in Mistelbach, eines in Neapel.

Die Kunst lebt ewig weiter: In wenigen Wochen erscheint eine CD mit seiner „Weinviertel Sinfonie“. Ende Juli finden die ersten beiden Tage des im Vorjahr abgesagten 6-Tage-Spiels statt, „das haben wir ihm versprochen“, sagt seine Frau Rita Nitsch (s. Interview weiter unten). Eine große Nitsch-Ausstellung des Unternehmers und Sammlers Helmut Essl wird morgen in Venedig eröffnet. Am Montag wurde der Malerfürst dort in einer Pre-Opening-Party gefeiert.

„Friedlich eingeschlafen“. Am selben Tag starb der Aktionskünstler im Krankenhaus von Mistelbach nach schwerer Krankheit. Er sei „sehr friedlich“ eingeschlafen, so Rita Nitsch. Er selbst sagte vor Jahren über sein ­Leben: „Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich alles genauso machen – mit allen Fehlern.“

Rita Nitsch: "Letzte Stunden waren ganz friedlich"

Rita Nitsch, die Ehefrau des Ausnahme-Künstlers, im oe24.TV-Interview.

Video zum Thema: Rita Nitsch über verstorbenen Ehemann Herrmann Nitsch

oe24.TV: Wie waren die letzten Stunden, die letzten Jahre im Leben Ihres Mannes Hermann Nitsch?

Rita Nitsch: Die letzten Stunden waren ganz friedlich. Er ist in Mistelbach im Krankenhaus gestorben. Die letzten Jahre waren immer von seiner Arbeit geprägt.

oe24.TV: Welche Rolle spielte Religion in seinem Leben?

Nitsch: Er war ein gläubiger Mensch. Nicht im katholischen Sinne. Mein Mann hat alle Religionen verehrt. Er hat auch die Symbole aller Religionen sehr geschätzt.

oe24.TV: Hermann Nitsch hatte früher häufig Probleme mit österreichischen Behörden, hat das sein Bild der Heimat verändert?

Nitsch: Er war ein leidenschaftlicher Weinviert­ler. Er hat immer gesagt, er ist kein Patriot, aber das Weinviertel ist seine Heimat. Die Landschaft und den Wein hat er sehr geliebt. Hier hat er sich zu Hause gefühlt.

oe24.TV: Was wünschen Sie sich jetzt, was seine Kunst betrifft?

Nitsch: Wir werden dieses Jahr die ersten zwei Tage seines 6-Tage-Spiels machen. Nächstes Jahr wollen wir das fortsetzen. Prinzendorf soll die Spielstätte seines Theaters werden. Das war sein Wunsch. Dem wollen wir nachkommen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.