Buch der Woche

Geiger: Poetisches Herumstreifen

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Arno Geiger bietet Leben, Liebe, Schmerz, Alltag und spezielle Streifzüge. 

Sammler. Der Protagonist in Das glückliche Geheimnis heißt wie der Autor und will Schriftsteller sein. Eines Tages stellt er fest, dass sich der Müll fremder Menschen, den er auf Streifzügen einsammelt, gut auf Flohmärkten verscherbeln lässt. Diese besonderen Spaziergänge ziehen sich unregel­mäßig über Jahrzehnte und sind das titelgebende glückliche Geheimnis, von dem er, aufgrund der Seltsamkeit dieser Tätigkeit, nicht vielen Menschen erzählt.

Kluge berührende Betrachtungen

Leben und Liebe. Arno Geiger ist mit diesem Roman eine außergewöhnliche Geschichte gelungen. Er nimmt uns Leser mit auf Streifzüge durch Wien und wahrscheinlich sind sie deswegen solche, weil wir von dem Leben der Menschen gestreift werden, die einst Besitzer des Mülls waren, den die Hauptfigur einsammelt. Wer hat sich beim Fund eines Buches nicht schon einmal überlegt, wem es wohl gehört hat? Geigers Text ist dicht mit klugen Betrachtungen bestückt, über Leben, Liebe, Jugend, ohne aufdringlich zu sein. Leicht und klug berühren sie tief. Dabei werden auch schwierige Themen wie Trauer und die Demenz des Vaters nicht nur gestreift. Große Leseempfehlung!

Auszug aus dem Buch: „Das glückliche Geheimnis“

»Es gibt dunkle Geheimnisse und es gibt glückliche Geheimnisse. Mein glückliches Geheimnis bestand fünfundzwanzig Jahre lang darin, dass ich in Wien ausgedehnte Streifzüge machte und und die an den Straßen stehenden, für Altpapier vorgesehenen Behältnisse erkundete auf der Suche nach für mich Interessantem.«

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