Die Wahrheit über die Fälschung

Heller: Jetzt spricht der Aufdecker der Fälschung

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Es ist der Kunstskandals des Jahres. In ÖSTERREICH fordert der Ex-Assistent von Jean-Michel Basquiat Aufklärung. 

New York/Wien. Die Kunstwelt rätselt. Hat Universal­genie André Heller bewusst ein Kunstwerk von Jean-Michel Basquiat verfälscht, um Millionen zu kassieren? Oder war es doch nur ein „dummer, kindischer Streich“, um einen Basquiat-Kunstexperten zu täuschen? So stellt es jedenfalls Heller selbst im Falter dar, der Heller ein „Millionenmärchen“ vorwirft.

Heller: Jetzt spricht der Aufdecker der Fälschung
© oe24
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Das Bild ist Original, den Rahmen produzierte wohl Heller

ÖSTERREICH erreichte den New Yorker Fotografen und Künstler Stephen Torton, 65, in Houston, Texas. Torton war in den 80ern enger Freund und Assistent Basquiats, der damals die Kunstszene revolutionierte. Torton fotografierte Basquiat mit Andy Warhol und Keith Haring, oder mit Madonna, die damals völlig unbekannt war.

Rahmen aus Besenstiel und mit vielen Nägeln

Täuschung. Zu ÖSTERREICH sagt Torton: „Es war ein Zufall, dass ich auf die Fälschung aufmerksam geworden bin.“ 2017 sei das gewesen, auf der Tefaf-Kunstmesse in New York. Dort fiel ihm ein Kunstwerk auf, das er so nicht kannte: Eine Wiener Galerie bot ein Bild von Basquiat samt Rahmen um sechs Millionen Dollar an.

Schon damals dachte sich Torton, dass mit dem Rahmen etwas nicht stimmen könne. Das Bild sei zwar ein Original gewesen, nicht aber der breite Rahmen. Sein Job bei Basquiat in den Achtzigern bestand nämlich auch darin, Rahmen für dessen Werke zu basteln. Er holte Besenstiele aus dem Müll, nagelte diese zusammen. Doch diesen Rahmen hatte er noch nie gesehen.

Das Werk wurde damals nicht verkauft, kam zurück nach Wien. Auch den Rahmen hat Heller – nachdem er von Recherchen erfuhr –um 800.000 Euro selbst zurückgekauft. Es gibt somit keine Geschädigten, nur Getäuschte.

Denn heute steht fest: Das Bild stammt von Basquiat, ist ein Original. Den Rahmen allerdings hat Heller selbst zusammengebastelt. Aus einem Besenstiel und mit Nägeln, auf den Rahmen klebte er Basquiat-Skizzen.

Basquiat starb am 12. August 1988. Heroin. Er wurde nur 27. Danach stiegen die Preise für seine Werke ins Unermessliche. Torton will nicht beurteilen, ob der Preisanstieg für Heller eine Motivation war. Er fordert bloß: „Heller muss die Affäre aufklären.“

"Das war doch kein Bubenstreich, Heller muss das klären"

ÖSTERREICH: André Heller, der ein Werk von Jean-Michel Basquiat verfälscht hat, nennt das einen „kindischen Streich“. Sie waren Assistent des Künstlers, was sagen Sie dazu?

Stephen Torton: Das ist alles andere als ein Bubenstreich, oder dummer, kindischer Scherz, um einen Experten zu täuschen. Das ist schon gut vorbereitet gewesen und wohl auch geplant.

ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie das Vorgehen Hellers?

Torton: Es ist nicht meine Aufgabe zu beurteilen, ob es hier um vor­sätzlichen Kunst-Betrug geht oder einen kriminellen Akt. Das ist die Aufgabe von Kriminalisten und Gerichten, die sollen das letztlich klären, vielleicht geschieht das auch.

ÖSTERREICH: Wann haben Sie erstmals bemerkt, dass mit dem Werk, das samt Rahmen aus einem Besenstiel und Nägeln um fünf Millionen angeboten wurde, etwas nicht stimmt?

Torton: Durch Zufall, das war 2017 auf der Tefaf-Kunstmesse in New York. Ich bin dort durchgeschlendert und habe das merkwürdige Werk entdeckt, ich kannte das nicht, obwohl ich glaubte, alles von Basquiat zu kennen.

ÖSTERREICH: Was erwarten Sie von Heller?

Torton: Dass er schlüssig aufklärt, wie der Rahmen entstanden ist. Auch ist die Rolle von Dieter Buchhart (Kunstexperte, Basquiat-Kenner) zu hinterfragen, er hat damals den Verkaufskatalog für die New Yorker Messe gestaltet, mich zitiert, meinen Namen missbraucht.

(wek)

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