Ein Leben für die Kinder- und Jugendliteratur ist zu Ende. Richard Bamberger, Förderer und Pädagoge, verstarb 96-jährig in Wien.
Nach kurzer, schwerer Krankheit ist der renommierte Pädagoge und Förderer der österreichischen Jugendliteratur, Richard Bamberger, am Montag im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Wien verstorben. Das teilte der Österreichische Buchklub der Jugend mit, den Bamberger wie auch das Internationale Institut für Jugendliteratur und Leseforschung einst gegründet hatte. Bamberger galt als international anerkannter Experte im Bereich der Lese- und Schulbuchforschung und als einer der profundesten Kenner der internationalen Kinder- und Jugendliteratur.
Lesen und Buch
Bis ins hohe Alter widmete sich Bamberger dem Thema Lesen und dem Buch. Den international anerkannten Lese- und Schulbuchforscher hat seine Leidenschaft sein ganzes Leben lang begleitet, "seinem" Buchklub blieb er als Ehrenvorsitzender bis zuletzt verbunden. Bamberger war Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich, der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien, des Ehrenkreuzes für Verdienste für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse sowie des Ordens für Verdienste auf dem Gebiet der internationalen Verständigung des Tschechischen Außenministeriums. Er wurde mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Jugendliteratur und dem Wilhelm-Ebert-Preis des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands ausgezeichnet und erhielt das Ehrendoktorat der Universität Dortmund - beides in Anerkennung seiner Verdienste um die Leseforschung und Förderung des Lesens.
1911 in Meidling im Tale (NÖ) als Sohn eines Schuhmachers geboren, absolvierte Bamberger nach dem Abbruch einer Schuhmacherlehre zunächst die Lehrerbildungsanstalt in Krems. 1933 begann er ein Deutsch- und Englisch-Studium an der Uni Wien, das er unter anderem durch Unterricht an Volkshochschulen und die Herausgabe von Skripten finanzierte. Nach Ablegung der Lehramtsprüfung für Deutsch und Englisch erhielt Bamberger 1939 eine Anstellung als Studienreferendar in Wien. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs, den er als Soldat der Wehrmacht miterlebte, nahm er seine Unterrichtstätigkeit an Mittelschulen wieder auf und wirkte als Pädagoge am Akademischen Gymnasium und am Piaristengymnasium in Wien.
Die Nachkriegszeit
1947 begann Bamberger, amerikanische Jugendbücher zu besprechen und verfasste Übersetzungsvorschläge für die Kultursektion der US-Botschaft. Ein Jahr später gründete er nach US-Vorbild den Österreichischen Buchklub der Jugend, dem er bis 1978 vorstand. Innerhalb von 20 Jahren erfasste der Klub rund 850.000 Mitglieder. 1955 erschien Bambergers Buch "Jugendlektüre" als erste umfangreiche Publikation zum Jugendbuch und zum Lesen, 1962 wurde er Präsident des Internationalen Kuratoriums für das Jugendbuch.
1978 - gleichzeitig mit seinem Rücktritt als Leiter des Buchklubs der Jugend - legte Bamberger diese Funktion zurück und wechselte sein Tätigkeitsfeld. 1988 gründete er das "Institut für Schulbuchforschung" - später wurde der Zusatz "... und Lernförderung" beigefügt - und bemühte sich um die Verbesserung der Qualität von Unterrichtsbehelfen. Im vergangenen Jahr veröffentlichte Bamberger das Standardwerk "Erfolgreiche Leseerziehung in Theorie und Praxis", in dem er die Leseerziehung systematisch durch alle Schulstufen hindurch behandelt.