Der Brite wurde 2005 mit dem begehrten Preis ausgezeichnet - Weltbekannt machten ihn Theaterstücke und Drehbücher.
Der Literatur-Nobelpreisträger Harold Pinter ist mit 78 Jahren gestorben. Das gab seine Frau am Donnerstag bekannt. Der Autor, einer der bekanntesten britischen Schriftsteller, war 2005 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Hervorgetreten war er vor allem durch seine außergewöhnlichen Theaterstücke und Filmdrehbücher.
"Zorniger alter Mann"
Mit Pinter starb einer der
wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er galt als der "zornige alte
Mann" des britischen Theaters. Nicht nur als Schriftsteller engagierte sich
der aus kleinen Verhältnissen im Londoner East End stammende Sohn eines
jüdischen Schneiders gegen Unrecht und Unterdrückung. Vehement attackierte
Pinter auch immer wieder die Irak-Politik von US-Präsident George W. Bush
und des britischen Premiers Tony Blair. Pinter litt seit Jahren an
Kehlkopfkrebs.
Autor und Schauspieler
Der Schriftsteller, der seine Laufbahn
zunächst als Schauspieler bei einem britischen Tourneetheater begann,
veröffentlichte 1950 erste Gedichte und debütierte als Dramatiker 1957 mit
dem Einakter "Das Zimmer", der in einem ärmlichen Wohnzimmer eines
Arbeiterehepaares spielt. Der weltweite Durchbruch gelang ihm mit dem Stück
"Der Hausmeister" (1959).
Alltag mit echten Menschen
Pinter reflektierte in seinen Stücken
den Alltag, wirkliche Menschen, ihre Sprache und ihre Gefühle. So erzählte
er in seinem häufig gespielten Stück "Betrayal/Betrogen" (1978) in einfachen
Dialogen über eine - seine eigene - Eheaffäre. Kurz davor war seine 1956
geschlossene erste Ehe mit der Schauspielerin Vivien Merchant in die Brüche
gegangen. Pinters Werk, ursprünglich als Spielart des absurden Theaters
aufgefasst, später als "comedy of menace" (Komödie der Drohung) bezeichnet,
entlarvt das Spiel von Dominanz und Unterwerfung in alltäglichen Gesprächen.
Dialog mit Kunstpausen
Seine Methode war es, die Dialoge durch
rätselhaftes Schweigen und Pausen zu unterbrechen. Auch das Verhalten der
Akteure bleibt manchmal geheimnisvoll. Enge Zimmer, wenige Personen und
Kurzauftritte von bedrohlichen Fremden sind weitere "pintereske"
Stilelemente. Die Flüchtigkeit und Unfassbarkeit der Vergangenheit ist ein
weiteres Hauptthema.
Großes Theater
Immer wieder irritierte Pinter sein Publikum
mit verstörenden Werken, die aber zugleich für große Theaterabende sorgten.
So wurde auch seine Groteske "Moonlight" (1993) mit Erfolg inszeniert. Das
Publikum lacht bei Pinter, wie die Rezensenten immer wieder feststellten, am
lautesten über sich selbst.
"Genug geschrieben"
Insgesamt hat Pinter 29 Bühnenwerke
bis zu seinem Nobelpreis geschrieben, darunter "Die Geburtstagsfeier"
(1958), "Das Treibhaus" (1959) und "Die Heimkehr" (1965), sowie auch immer
wieder Regie geführt. "Ich glaube, das ist doch eigentlich genug", meinte er
einmal in einem Interview. Die großen schriftstellerischen Themen seien ihm
inzwischen ausgegangen. Doch Radio-Hörstücke, Drehbücher und kurze Sketche
verfasste er auch in jüngerer Zeit.
Hochkarätiger Streithansel
Seit Ende der 80er Jahre trat der
Autor, der 1973 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische
Literatur ausgezeichnet wurde, immer mehr mit politischem Engagement ins
Rampenlicht. Ob es um die die NATO-Bombardierung Serbiens, den Golf-Krieg
oder die Rechte der Kurden ging - er stand bei Demonstrationen oder Eingaben
an die Regierung oft in vorderster Reihe. Das hindert ihn nicht daran, zur
High Society zu gehören. Einen ganz persönlichen Kampf führt er seit Jahren
gegen Kehlkopfkrebs.
"König der Könige"
Der britische Schauspieler
Michael Caine bezeichnete Pinter als "König der Könige" unter den Autoren.
Er hatte in "Mord mit kleinen Fehlern" bzw. einem späteren Remake im Film
Paraderollen aus der Feder Pinters gespielt. "Für mich sind Drehbuchautoren
Könige, und Pinter ist der König der Könige", so der 74-Jährige im Vorjahr.
1973 erhielt Pinter den österreichischen Staatspreis für Europäische
Literatur.