Weitergehende Untersuchungen von 1.600 Exponaten geplant.
In den Berliner Museen befinden sich einer neuen Studie zufolge noch mindestens 1.600 Werke aus dem größten Kunstverkauf der NS-Geschichte. Bei vielen davon ist immer noch nicht geklärt, ob sie möglicherweise jüdischen Vorbesitzern geraubt oder abgepresst wurden.
Die Kunsthistorikerin Lynn Rother forderte am Donnerstagabend bei der Vorstellung ihres Buches "Kunst durch Kredit" in Berlin, die Herkunft dieser Werke schnellstmöglich aufzuarbeiten. Dafür müsse zunächst alles vorhandene Wissen rückhaltlos online veröffentlicht werden. "Das ist die einzige Möglichkeit, um die Universitäten mitforschen zu lassen und den Anspruchstellern zu helfen", so die Autorin.
Bei dem Geschäft hatte das von den Nationalsozialisten geführte Land Preußen der notleidenden Dresdner Bank rund 4.400 Kunstwerke abgekauft - wertvollste Bilder, Skulpturen, Silberwaren und Porzellan. Gezahlt wurde der damals immense Betrag von 7,5 Millionen Reichsmark. Die Objekte stammten von Kunden der Bank, sie waren als Pfand für Kredite hinterlegt. Die Bank wollte durch den Verkauf wieder flüssig werden.
Rother, die heute als Provenienzforscherin am Museum for Modern Art in New York arbeitet, hat neun Jahre lang diese Geschichte erforscht. Das Buch fußt auf ihrer Dissertation. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die auch für die betroffenen Berliner Museen verantwortlich ist, hat die Wissenschafterin eigenen Angaben zufolge selbst auf das Thema aufmerksam gemacht und die Arbeit unterstützt. In einer Mitteilung erklärte die Stiftung, auf Grundlage der Forschungsergebnisse könne sie nun weitergehende systematische Untersuchungen zu den einzelnen Werken machen.