Ovationen und Begeisterung nach grandioser „Rheingold“-Premiere an der Staatsoper.
Das war ein großer Premierenabend. Mit ihm ist der neue Ring-Zyklus der Wiener Staatsoper abgeschlossen. Wieder hat Regisseur Sven-Eric Bechtolf nicht die Mythologie, das Märchenhafte, das Germanische inszeniert, sondern die Beziehungen der Figuren zueinander, ihre Charaktere. Vor allem aber den unseligen Weltenlauf von angemaßter Macht und deren Missbrauch, von Geldgier und ihren Folgen, von Treue und deren Bruch. Wagners Ring ist auch ohne verkrampfte Aktualisierung ein heutiges, ein aktuelles Stück. Die wirtschaftlichen und politischen Ereignisse rund um uns beweisen es.
Zyniker
Alle Rollen dieser Produktion sind optimal besetzt, aber
zwei Akteure ragen aus dem ausgezeichneten Ensemble heraus. Adrian Eröd
singt mit seinem markanten hellen Bariton die Tenorpartie des Feuergottes
Loge. Jedes Wort hat seinen Sinn, jede Nuance ist zutreffend geformt, jeder
Ton hat genau das ihm zukommende Gewicht. Vor allem aber hat er gemeinsam
mit Bechtolf aus dieser Figur einen gefährlichen Zyniker gemacht, dessen
Beweglichkeit ans Akrobatische grenzt. Ebenso präzise im Ausdruck Tomasz
Konieczny, der als Alberich nicht zwergenhaftverkleinert wird. Er ist
machtgeil, was man ihm auch optisch anmerkt, und versucht, sich künftige
Arbeitssklaven zu schaffen.
Virtuos
Auch Juha Uusitalo (Wotan), Janina Baechle (Fricka),
Herwig Pecoraro (Mime), die beiden Riesen (Anger und Coliban), die drei
Rheintöchter (Tonca, Selinger, Kulman) sind maßgebend für die starke
Gesamtwirkung dieser personenbezogenen, klugen Inszenierung. Franz
Welser-Möst und das fabelhaft homogene, virtuose Orchester realisieren
Wagners Partitur mit Delikatesse, doch auch mit jener Wucht und Größe, die
dem Werk entsprechen. Ein starker Abend, der auch der Direktion Ehre macht.