Buch der Woche

Präauer: Das unperfekte Dinner

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Autorin lädt zu einem ganz und gar durchwachsenen Dinner.

Einladung. Die Wiener Autorin Teresa Präauer lässt uns Leserinnen in ihrem neuesten Roman „Kochen im falschen Jahrhundert“ Mäuschen spielen. Alles dreht sich um eine Essenseinladung einer eher weniger als mehr begabten Gastgeberin. Die Teilnehmer der geselligen Runde bleiben fragmentarisch in der Beschreibung, lediglich als Prototypen werden sie bezeichnet: „Der Ehemann“, „die Ehefrau“ oder „der Schweizer“. Das ganze liest sich sehr vergnüglich, wenngleich auch mit Momenten des Fremdschämens.

Jeder sagt in letzter Zeit: "Alles gut"

Themen. „Am Abendtisch wird verhandelt, was die Gesellschaft im Großen zu verhandeln hat“ meint die Autorin über ihren Roman und sie hat recht. Die Gespräche am Tisch drehen sich um aktuelle Themen wie Flüchtlingskrise, bleiben jedoch an der Oberfläche, denn zur Vorspeise werden keine Antworten serviert. Dann wiederum fragt sich die Gastgeberin, wieso die Menschen in letzter Zeit immer sagen „Alles gut“.

Die Eigenarten der eingeladenen Personen werden in Details deutlich: Wer zieht die Schuhe aus beim Betreten der Wohnung. Wer trinkt ein Glas zu viel? Im Laufe des Abends macht sich Anspannung, Erotik und Aggression breit. Zumindest die Aggression richtet die Gastgeberin gelegentlich gegen sich selbst, wenn sie sich mit ihren Ahninnen vergleicht und schlecht abzuschneiden droht. Sind ihre Erwartungen hier ähnlich wie jene Insta-Phantasie, der wir nie nachkommen können?

Genuss. Präauers Roman ist jedenfalls, sprachlich wie thematisch ein Genuss, ein Bild unserer Bobo-Blase. Im April ist das Buch auf Platz eins der ORF-Bestenliste zu finden.

Präauer: Das unperfekte Dinner
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× Präauer: Das unperfekte Dinner
Autorin Teresa Präauer bittet zu Tisch und serviert köstlichen Roman.

Die Autorin im Gespräch zum Buch:

"Vegan ist Bruchlinie bei Tischgesellschaft"

Teresa Präauer gab im Gespräch mit deutschlandfunk.de Einblick zur Entstehung ihres Buches. Weil die Beschreibungen des Essens gar sehr versiert wirken, stellt sich die Frage, ob die Autorin selber gerne Essen zubereitet: „Ja, ich koche gern, aber nicht oft.“ Die Inspiration zum Buch? Ihr sei aufgefallen, dass bei Freunden öfter die gleichen Kochbücher zu finden seien, das ist für sie interessant und: „es ist zu beobachten, dass mit diesen Kochbüchern und den Bildern eine Lebensvorstellung so stark einhergeht. Wie wollen wir leben, wenn wir essen und kochen?“

Wie kam es zur Zusammenstellung der Personen? Präauer beschreibt ihre Protagonisten als homogene Gruppe, deren Unterschiede sich erst im Detail zeigen: „Ich beobachte auch, dass in der Entscheidung, ob jemand vegan ist, oder nicht, so etwas wie erste Bruchlinien auch in einer Tischgesellschaft deutlich werden.“

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