Österreichs Maler-Star Christian Ludwid Attersee deutete an der Oper Bremen „Salome“ ganz neu.
Die erste halbe Stunde herrschte Verblüffung im Publikum. Man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen gehört. Doch bald gab es Szenenapplaus. Und am Ende – Jubel und Ovationen.
C. L. Attersees Salome-Inszenierung hatte am Sonntag in der Oper Bremen Premiere. Der Bildkünstler hatte die Strauss-Oper teilweise umgeschrieben und mit riesenformatigen Bildern ausgestattet, die sowohl projiziert als auch vom Schnürboden herunter gelassen wurden: Jesus, eine „besoffene Mondin“ und eine gemalte Salome mutierten so – neben den leibhaftigen Sängern – zu Mit-Akteuren.
Erstickungstod
Besonderen Eindruck bei den Premierengästen machte
Attersees neu konzipierter Schluss: Salome wird aus einem überdimensionalen
Weinbecher in ein ebensolches Glas „gegossen“ – was man auf zweierlei Weise
interpretieren kann: Die Titelheldin ereilt der Erstickungstod; oder: Salome
bleibt – wie in einem Schauglas ausgestellt – der Welt erhalten.
Auch Attersees Neudeutung von Johanaans Ende – sein abgeschlagener Kopf mutiert zu einem Erdball, den Salome zärtlich kost – wurde vom Publikum neugierig angenommen.
Zusätzlich zur Oper gibt es in der angeschlossenen Theatergalerie Bremen noch eine Attersee-Ausstellung mit Bildern aus dessen Salome-Zyklus. Der Künstler schien nach der Premiere entsprechend selig: „Besser geht’s nicht!“