Künstlerische Freiheit? Ein Skandal um ein gefälschtes Pop-Art-Werk bahnt sich an.
Wien/New York. Es wirkt fast wie eine PR-Aktion für die gerade laufende Ausstelung des Graffiti-Künstlers Jean-Michel Basquiat in der Albertina (bis 8. Jänner 2023). Österreichs wohl berühmtester Künstler André Heller (77) sorgt für Aufruhr. Er hat ein Werk selbst kreiert, aber als echten Rahmen des Star-Künstlers Basquiat ausgegeben (seine Bilder sind bis zu 80 Millionen Euro wert!). „Retrospektiv betrachtet, ist das Ganze ein kindischer Streich“, sagt Heller dem Falter, der diesen Skandal enthüllt.
Das Bild ist Original, den Rahmen produzierte wohl Heller
Vorgeschichte. Heller arbeitete 1987 mit Basquiat an dem Projekt „Luna Luna“. Der Starkünstler entwarf dafür einige Skizzen, die Heller später mit Teilen eines schwarzen Besenstiels und Nägeln in einen auffälligen Rahmen verwandelte. In den Rahmen kam ein echtes Basquiat-Bild, das Heller 1990 in New York kaufte.
Bild für zwei Millionen, Rahmen für drei Millionen!
Experte. Brisant wird es, als das Werk 2017 auf der Kunstmesse „Tefaf“ in New York angeboten wird. Preis: Zwei Millionen für die Zeichnung, drei Millionen für den Rahmen. Im Katalog sagt Basquiat-Experte Dieter Buchhart – unter Verweis auf ein Gespräch mit Heller – der Rahmen sei echt: „Der Künstler schuf den Voodoo-Altar in der Anwesenheit von André Heller.“ Ein Käufer fand sich damals nicht.
Bald darauf jedoch kaufte der Wiener Künstlermanager Amir Shariat für einen Kunden die Zeichnung – zunächst ohne Rahmen. 2018 griff er schließlich auch beim Rahmen zu – um 800.000 Euro. Heller lässt in den Kaufvertrag extra hineinschreiben: „Ein Echtheitszertifikat ist nicht vorhanden.“ Während der Anwalt von Heller betont, dass das Werk lediglich als Rahmen, auf dem sich Basquiat-Zeichnungen befinden, verkauft worden sei, meint Händler Shariat: „Der Rahmen war von Basquiat. Das hat der Heller so gesagt.“
Ob es ein juristisches Nachspiel geben wird, ist offen. Heller kaufte den Rahmen allerdings wieder zurück. Er wollte eigentlich dem Kunsthistoriker Buchhart einen Streich spielen, weil er sich als großer Kenner ausgab.
Dementi? Am Abend ließ der Austro-Künstler weite Teile der Falter-Story dementieren. Es bleibt spannend.