Donnerstag ist Premiere von Turrinis "Diener zweier Herren" in der neu eröffneten Josefstadt. Gregor Bloéb wird das Opfer von Wirtschaftsgangstern.
Das Theater in der Josefstadt „schnarcht“ nicht, sondern ist Kreißsaal für zeitgenössische österreichische Dramatik. Peter Turrini etwa bestritt schon den Auftakt der neuen „Ära“ Herbert Föttingers mit der Uraufführung von Mein Nestroy.
Bühne
Am Donnerstag hat seine Goldoni-Paraphrase Der
Diener zweier Herren Premiere in der neu eröffneten, komplett
renovierten Josefstadt. Den Arlecchino in dieser Business-Farce spielt
Gregor Bloéb. Keine leichte Rolle, wie der Autor im folgenden Interview
schildert.
ÖSTERREICH: Wie weit bewegen Sie sich vom gleichnamigen
Goldoni-Stück weg?
Peter Turrini: Bei mir spielt das Stück
im Nachkriegs-Venedig, zur Zeit des Karnevals. Diese Tatsache gibt mir die
Möglichkeit, die Masken Goldonis – Pantalone, Arlecchino, Dottore – als
Karnevals-Masken zu verwenden. Unter diesen verbergen sich reale Menschen,
vorwiegend Wirtschaftsgangster und Mafiosi.
ÖSTERREICH: Worum geht's?
Turrini: Es geht um zwei
Firmen, die fusionieren. Die eine hat Kühlkeller, die andere ein
Transportunternehmen. Sie gründen einen gemeinsamen Konzern zur illegalen
Verschiffung von tiefgefrorenen Chinesen …
ÖSTERREICH: Wie bitte?
Turrini: Chinesen in aller
Welt wollen in ihrem Heimatland begraben werden. Deshalb lassen sich die
reicheren per Zinksärgen heimbringen, die ärmeren werden bei mir von der
Firma Sacchi & Rasponi tiefgefroren und illegal nach China verschifft.
ÖSTERREICH: Das klingt ziemlich abstrus...
Turrini: Dazu
muss ich sagen: So abstrus können die Ideen von Theaterdichtern gar nicht
sein, dass sie nicht von der Wirklichkeit eingeholt würden. Denn inzwischen
ist Roberto Savianos Sachbuch-Bestseller Gomorrha erschienen, in dem
geschildert wird, wie im Hafen von Neapel ein Container birst und 60
tiefgefrorene Chinesen herausfallen ...
ÖSTERREICH: Gregor Bloéb spielt den Arlecchiono...
Turrini:
...eine Freude, dass wir ihn haben! Denn seine Rolle ist nicht leicht:
Er ist nicht mehr der Arlecchino der Goldoni-Zeit, der mit den anderen seine
Späße treibt. Sondern die Späße werden mit ihm getrieben. Er stellt in
diesem Ensemble von besonders klugen und studierten Wirtschaftsverbrechern
denjenigen dar, der für diese Gesellschaft zu langsam ist. „Speed kills“,
wie das ein österreichischer Politiker einmal so treffend ausdrückte.