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Heute kommt Truthahn auf den Tisch

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Erntedank auf amerikanisch: Süßkartoffeln und Truthahn zum Familienfest.

Apple" und "Cider" werden sie genannt und ihr Todesdatum stand schon lange fest. Am 25. November sollten die beiden Truthähne im Morgengrauen von einem Staatsangestellten geschlachtet werden. Doch die beiden hatten Glück: US-Präsident Barack Obama will "Apple" und "Cider" am Leben lassen. Die "Begnadigung" der Truthähne durch den Präsidenten ist eine alte Tradition - eine von vielen zu Thanksgiving.

Festtagsbraten

Millionen anderer Vögel enden allerdings als Festtagsbraten. Denn zum Erntedankfest gehören Preiselbeeren, Kürbiskuchen, Süßkartoffeln und eben "Gobbler", Truthahn. Jedes Kind in den USA ist überzeugt, dass es dieses Essen war, mit denen 1622 die ersten weißen Siedler in Amerika den Winter überlebten. Doch wo genau diese Speisefolge herstammt, ist den meisten nicht bekannt.

Es gab schon einige Siedlungen, bevor die Pilgerväter - christliche Eiferer, denen die englische Kirche nicht radikal genug war - 1620 im heutigen Massachusetts an Land gingen. Das Dankfest verursachten aber eigentlich die Indianer, die den Europäern mit ihren Nahrungsmitteln über den ersten Winter halfen.

Jährliches Erntedankfest
Noch im ersten Amtsjahr verfügte deshalb der erste Präsident, George Washington, dass es ein jährliches Erntedankfest geben sollte. Abraham Lincoln machte daraus einen staatlichen Feiertag, arbeitsfrei haben die Beamten aber erst seit seinem Nachfolger Andrew Johnson. Der Termin war meist der letzte Donnerstag im November. Als Präsident Franklin Roosevelt 1939 das Fest auf den dritten Donnerstag vorziehen wollte, gab es Gegenwind aus dem Kongress. Schließlich einigte man sich auf den vierten Donnerstag.

Roosevelt dachte ökonomisch: Er wollte das Weihnachtsgeschäft verlängern. Denn Thanksgiving ist zugleich der Startschuss für die Weihnachtszeit. Eine gewaltige Deko-Welle der ebenso weihnachts- wie farb- und lichtverliebten Amerikaner bricht ab Thanksgiving über das Land herein.

Festtag für Einzelhandel
Für den Einzelhandel ist der Tag nach Thanksgiving ein Festtag: Es ist zwar nicht wie oft kolportiert der umsatzstärkste Tag des Jahres, die liegen nämlich in der Woche vor Weihnachten. Aber im ganzen Land wird schon Wochen vorher für Rabatte geworben. Am "Black Friday" warten manche Schnäppchenjäger Stunden, bevor die Geschäfte gelegentlich schon um 5.00 Uhr in der Früh öffnen. Warum der Tag "schwarzer Freitag" heißt, ist nicht klar. Vielleicht, weil die Händler in die schwarzen Zahlen kommen, vielleicht, weil sie vom Geldzählen schwarze Daumen haben.

Für die Kunden wird es in diesem Jahr so teuer wie noch nie. "Lockern Sie den Gürtel nicht zu sehr", empfahl die "Los Angeles Times". Weil die Preise für Futtermais explodiert sind, ist der Truthahn laut Finanzagentur Bloomberg 28 Prozent teurer als im November vergangenen Jahres. Und auch für Flüge werden Rekordpreise gemeldet, schließlich ist die Zeit um Thanksgiving die turbulenteste Reisezeit im Jahr. Für das wichtigste Familienfest nehmen dieses Jahr 40 Millionen Amerikaner teure Tickets und überfüllte Flughäfen in Kauf.

"Apple" und "Cider" war das alles egal. Beide wurden laut "New York Post" per Flugzeug, der "Turkey One", aus Kalifornien nach Washington gebracht und warteten in einem Hotelzimmer auf die Begnadigung durch den Präsidenten. Die ist stets ein Schauspiel, auch wenn in den vergangenen Jahren manchmal etwas Häme dabei war: Bei Obamas Amtsvorgänger George W. Bush, als Gouverneur von Texas für seine harte Haltung gegenüber zum Tode Verurteilten bekannt, hatten Journalisten ausgerechnet, dass er doppelt so viele Truthähne wie Menschen begnadigt habe.

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