Prozess

Buben missbraucht - 9 Jahre Haft

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46-Jähriger verging sich an Minderjährigen in Wiener Gemeindebau.

Zu neun Jahren Haft ist am Mittwoch ein 46-jähriger Wiener wegen schweren sexuellen Missbrauchs verurteilt worden. Er wird in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Sein 15-jähriger Komplize, selbst Opfer des Haupttäters, muss für acht Monate hinter Gitter. Beide sollen sich über viele Monate in einem Gemeindebau in Favoriten an drei minderjährigen Buben - auf teils überaus brutale Weise - vergangen haben.

Während dem 46-Jährigen laut Richterin Beate Matschnig lediglich sein Geständnis die Höchststrafe von zehn Jahren erspart hat, soll der 15-Jährige nach Verbüßung seiner Haft in einer Wohngemeinschaft leben, eine Therapie erhalten und Bewährungshilfe bekommen. Beide Täter haften für künftige psychische Schäden ihrer Opfer. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der 46-Jährige mutierte innerhalb kurzer Zeit vom netten Nachbarn zum Peiniger. Als im Jahr 2008 eine junge, alleinerziehende Mutter mit ihrem damals sechsjährigen Buben in die Wohnung eines Gemeindebaus in Wien-Favoriten gezogen ist, sah dieser im späteren Vergewaltiger einen Freund, eine Vaterfigur. Doch bald schon war der Bub - gemeinsam mit zwei Gleichaltrigen - den sexuellen Abartigkeiten des Mannes ausgeliefert.

Übergriffe
Bereits 2010 kam es zu ersten Übergriffen. Der 46-Jährige näherte sich dem Buben systematisch versuchte auch mehrmals, sich an ihm zu vergehen. Bald gesellte sich der damals 13-jährige Zweitäter hinzu, der dem 46-Jährigen bei den Ausziehspielchen behilflich gewesen sein soll. Die Stimmung war anfangs recht ausgelassen, der 46-Jährige gab seinen Gästen Schnaps zu trinken, zeigte ihnen Pornofilme und ließ sie Wasserpfeife rauchen.

Dann begannen die "Kartenspiele", bei denen "zufällig" immer einer der Buben den Kürzeren zog und anschließend diverse sexuelle Handlungen über sich ergehen lassen musste. Weil sie sich offenbar provoziert gefühlt haben ("Sie haben uns geärgert"), dachten sich die Verurteilten diverse Strafen aus. Und da ließen sie dann ihrer Brutalität freien Lauf.

Den kleinen Kindern wurden laut Anklage zum Teil Stiele von Saugglocken und Schraubenzieher derart weit in den After eingeführt, dass sie vor Schmerzen brüllten und über mehrere Tage hinweg kaum gehen konnten. Sie mussten Oralverkehr aneinander praktizieren, und zusätzlich drohte man den Opfern, ihnen mit Scheren die Genitalien abzuschneiden.

Im Zeugenstand gab sich der 46-Jährige kleinlaut und sein Komplize schuldbewusst. Während der heute 15-Jährige angab, eigentlich nur deshalb mitgemacht zu haben, weil er Angst vor dem Älteren gehabt hätte, beteuerte der 46-Jährige immer wieder, es täte ihm leid, was passiert sei: "Ich weiß nicht, was mir da eingefallen ist." Von seinen pädophilen Neigungen habe er schon länger gewusst. Was besonders schwer wog: Der Mann war im Tatzeitraum in Therapie.

"Sie sind so gefährlich, dass man alle anderen Kinder vor ihnen schützen muss", so Richterin Matschnig zum Haupttäter in ihrer Urteilsbegründung. Sein 15-jähriger Komplize erhielt hingegen noch eine Chance, sein Leben auf die Reihe zu bekommen: Er muss zwar für acht Monate hinter Gitter, aber nur deshalb "damit danach alles auf Schiene ist", so Matschnig. Und das heißt: Wohngemeinschaft, Therapie und Bewährungshilfe.

Dass die Vorfälle beim heute zehnjährigen Hauptopfer bis dato keine Spuren hinterlassen habe, sei laut Matschnig "ein Glück". Doch laut einem Gutachten sei davon auszugehen, dass der Bub mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" irgendwann unter den Spätfolgen dieser Ereignisse zu leiden haben werden.

 

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