Unter enormen Interesse - statt 11 Zuschauern, für die Platz war, kamen 150 - fand am Landesgericht am Freitag ein Prozess gegen einen jungen serbischen Todeslenker statt. Dabei mussten einige Polizisten vom Kurz-Prozess abgezogen werden.
Wien. Am Anfang war alles ruhig, nur ein großes Gedränge, worauf der Richter in einen größeren Saal wechseln ließ, nach der Urteilsverkündung gab es dann doch Tumulte und "Mörder"-Rufe von der Angehörigen des Verstorbenen. Grund: Der Angeklagte hatte zwar 15 Monate Haft ausgefasst, doch nur 4 davon muss er auch absitzen. Der Rest ist (drei Jahre) auf Bewährung.
Vor Gericht stand der 21-Jährige Raser aus der Tuning- und Roadrunner-Szene wegen grob fahrlässiger Tötung seines besten Freundes. Der ums Leben gekommene 19-Jährige hatte dem Angeklagten am 5. Mai 2023 das Steuer seines auf 400 PS getunten BMW-M 1-Sportwagens überlassen. Der Kumpel verlor in der Leberstraße in Fahrtrichtung Landstraßer Hauptstraße die Kontrolle über das Fahrzeug, geriet ins Schleudern und prallte gegen einen geparkten Bus.
Kausal für den Unfall war die überhöhte Geschwindigkeit sowie das Fahrverhalten des Angeklagten, wie der verkehrstechnische Sachverständige. Der Lenker war demnach zum Unfallzeitpunkt mit 100 km/h im Stadtgebiet unterwegs.
Dann versuchte es der Bursche mit den Mitleids- und Verständnismasche: Er leide an Flashbacks und sei in psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung: "Ich beschuldige mich jeden Tag, warum ich das Auto nicht unter Kontrolle gebracht habe." Am meisten helfe ihm, dass er "zu Gott gefunden habe. Ich habe begonnen, die Bibel zu lesen. Ich glaube an ein Leben nach dem Tod und an ein Wiedersehen," sagte der 21-Jährige, wobei ihm die Stimme brach. "Ich würde mein Leben geben, um meinen Freund zurückzuholen".
Der Rechtsvertreter der Angehörigen des Getöteten bekam 3.000 Euro an Begräbniskosten zugesprochen. 20.000 Euro hatte die Familie des Angeklagten den Hinterbliebenen bereits Mitte Oktober an Trauerschmerzensgeld überwiesen.