Umweltschützer warnen einmal mehr vor einer Wasserzuleitung aus der Donau in den Neusiedler See. Mehr Schlamm und Algen wären die Folge.
Das Burgenland forciert bei der geplanten Wasserzufuhr zum Neusiedler See derzeit eine Lösung mit Niederösterreich, bei der das Wasser an der Grenze zur Slowakei bei Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) aus der Donau entnommen werden soll. Wie geplant soll durchschnittlich ein Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den See geleitet werden, was ungefähr 33 Millionen Kubikmetern pro Jahr entsprechen und dem See zehn bis zwölf Zentimeter mehr Wasserstand bringen würde. "Wir wollen den See nicht aufblasen auf ein Optimum. Wir wollen schauen, dass er nicht austrocknet", erklärte Christian Sailer, Leiter der "Task Force Neusiedler See".
Folgenschwerer Eingriff
Die Umweltorganisation WWF warnt hingegen vor einer künstlichen Wasserzuleitung in den Neusiedler See. Die Dotierung wäre der folgenschwerste Eingriff seit 100 Jahren und ökologisch höchst riskant. "Eine Zuleitung von Fremdwasser würde den salzhaltigen See zusehends aussüßen und letztlich zum völligen Verlust des Salzes führen", erklärte Bernhard Kohler vom WWF. Die Aussüßung habe mit dem Bau des Einserkanals vor 100 Jahren begonnen und sei bereits gefährlich weit fortgeschritten. "Eine Zuleitung von kalkhaltigem Donauwasser würde die Ausschwemmung beschleunigen und dem See den Rest geben." Mit der Zuleitung würde der Neusiedler See außerdem an "Selbstreinigungskraft" verlieren, es würde zu "massiven Algen-Vermehrungen" und zu einer beschleunigten Verschlammung und Verlandung des Sees kommen.
Besseres Wassermanagement notwendig
Anstelle des Donauwassers bräuchte es laut WWF ein anderes Wassermanagement in der Region. Hochwasser dürften nicht mehr im bisherigen Umfang abgeleitet werden. Dafür müssten die in der Vergangenheit abgetrennten, großen Überschwemmungsräume wieder an den See angebunden werden, da sie bei Hochwasser Reserven für Trockenzeiten speichern können. "Das ist besonders angesichts der Klimakrise notwendig. Sie führt nicht nur zu länger dauernden Dürreperioden, sondern auch zu stärkeren Hochwasserereignissen", so Kohler.
Machbarkeitsstudie: Donau-Wasser ist geeignet
Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) betonte hingegen ebenfalls in einer Aussendung, dass der Neusiedler See nur durch die Zuleitung aus der Donau langfristig abgesichert werden könne und verwies auf eine Machbarkeitsstudie, die das Land in Auftrag gegeben hatte. "Wir unternehmen alles, um den See in all seinen Facetten und seiner Vielfältigkeit nachhaltig abzusichern - dabei ist eine Zuleitung zentraler Bestandteil unserer Bemühungen", so Dorner. Die Machbarkeitsstudie habe nach Untersuchung der chemischen Eigenheiten klar ergeben, dass das Wasser der Donau geeignet und eine Zufuhr unter Einhaltung bestimmter Bedingungen und des Ausmaßes der Dotation möglich ist.