Illegale Suchtmittel

Drogenbericht: Cannabis am Vormarsch

Teilen

Situation insgesamt stabil. Kaum Veränderung beim Konsum von Suchtgiften.

Das Gesundheitsministerium hat am Donnerstag den aktuellen Drogenbericht veröffentlicht. Keine großen Neuigkeiten bei illegalen Drogen in Österreich: Es gibt keine Hinweise auf eine Veränderung beim Konsum von Suchtgiften. Nur Cannabis ist in der breiten Bevölkerung "angekommen". Die Zahl der Anzeigen Delikten rund um Suchtmittel ist rückläufig. Der Konsum "neuer" psychoaktiver Substanzen ist marginal. Das ist das Fazit im aktuellen österreichischen "Bericht zur Drogensituation 2013".

Drogenproblematik
Der Report wird jährlich von Fachleuten der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) im Auftrag des Gesundheitsministeriums erstellt und dient auch als nationale Grundlage für den Jahresbericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA/Lissabon). Österreich braucht demnach keine Angst vor einer überbordenden Drogenproblematik zu haben. Die Fachleute: "Die aktuellen Ergebnisse des Wiener Suchtmittelmonitorings geben keine Hinweise auf Veränderungen des Drogenkonsums. Cannabis ist nach wie vor die einzige illegale Droge mit einer nennenswerten Konsumprävalenz in der Allgemeinbevölkerung."

In Sachen Suchtproblematik ist der legale Alkohol in Österreich um zumindest eine Zehnerpotenz verbreiteter. Die GÖG-Autoren unter Marion Weigl führen eine Fragebogen-Umfrage unter Studenten als Beleg dafür an: "Regelmäßigen Konsum von Cannabis gaben lediglich zwei Prozent der Befragten an. Mittels des (...) Fragebogens wurde hingegen bei 25 Prozent der Befragten ein Alkoholmissbrauch und bei 22 Prozent eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert."

   Nur Cannabis ist bei den illegalen Drogen wirklich in der Allgemeinbevölkerung relativ verbreitet. Der Report: "Konsumerfahrungen mit illegalen Drogen (Lebenszeitprävalenz) finden sich in Österreich am häufigsten bezüglich Cannabis mit Prävalenzraten von etwa 30 bis 40 Prozent bei jungen Erwachsenen. In den meisten Repräsentativstudien finden sich des Weiteren Konsumerfahrungen von rund zwei bis vier Prozent für 'Ecstasy', Kokain und Amphetamine und von rund ein bis maximal zwei Prozent für Opiate:" Der immer wieder in Medien auftauchende "Alarm" wegen "neuer" Suchtmittel lässt sich faktisch nicht wirklich begründen. Die Autoren: "Der Konsum neuer psychoaktiver Substanzen spielt entgegen manchen Medienberichten kaum eine Rolle."

   Problematischen Drogenkonsum weisen zwischen 30.000 bis 34.000 Österreicher auf. 90 Prozent davon benutzen Opioide. 15.000 bis 17.000 Betroffene injizieren sich Suchtgift. Nur ein Fünftel der Personen mit problematischem Drogenkonsum sind Frauen. Ein Vergleich: Rund 350.000 Österreicher sind alkoholkrank.

   Für eine stabile Situation sprechen auch die Daten zu Straftaten und Drogendelikten: "So ist die Zahl der Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz (SMG) im Jahr 2012 (23.797) im Vergleich zu 2011 (25.892) gesunken und liegt etwa auf dem Niveau von 2010. Insgesamt 22.503 Anzeigen (2011: 24.129) bezogen sich auf Suchtgifte. Von den übrigen 1.294 betrafen die meisten psychotrope Stoffe und acht Drogenausgangsstoffe. Differenziert man nach der Art der Anzeige, so kam es 2012 zu einem Rückgang sowohl bei den Verbrechenstatbeständen (minus 13 Prozent bei "Vorbereitung von Suchtgifthandel" bzw. "Suchtgifthandel") als auch bei den Vergehenstatbeständen (minus sechs Prozent bei "unerlaubtem Umgang mit Suchtgift".

Eine - wenn auch nicht immer einfache - Erfolgsstory ist die Substitutionstherapie für Opioid-Abhängige. Waren Ende 2002 zum Beispiel erst 4.883 Personen in dieser Drogenersatzbehandlung, waren es Ende 2012 bereits 16.892 - etwa die Hälfte der dafür infrage kommenden Patienten. Ein großes Manko allerdings: Unter den Abhängigen mit intravenösem Drogenkonsum sind 70 Prozent Hepatitis C-infiziert. Hier kann nur ein optimaler Zugang zu den entsprechenden Therapien eine Erfolg versprechende Gegenstrategie sein und verhindert auch Neuinfektionen. Durch die wachsende Zahl der Substitutionspatienten werden auch tödliche Überdosierungen verhindert. 2011 gab es dadurch 201 Todesopfer in Österreich, im vergangenen Jahr waren es 161. Hier muss die Entwicklung aber längerfristig beobachtet werden.


 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.