Laut Tierschützern würde das Vorhaben, Elch Emil "umzusiedeln", ein großes Risiko für das Tier darstellen.
Schon in ein paar Tagen könnte Emil die für ihn selbst unsichtbare Grenze zu Oberösterreich überschreiten. Derzeit befindet sich der sehr beliebte Kult-Elch in in der Nähe von Wolfsbach, Amstetten, nur rund 60 Kilometer entfernt. Und dort soll seiner gemütlichen Wanderung, wie es das Tier in Niederösterreich erlebt hatte, ein jähes Ende gesetzt werden. Ziel ist es, Emil zu betäuben und zur Tschechischen Grenze zu bringen.
Eine Arbeitsgruppe aus Landesregierung, Bezirksbehörden, Jägerschaft, Polizei und dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde wurde gebildet, um die Lage zu besprechen.
Nach der Betäubung würde das rund 500 Kilogramm schwere Tier dann in den Böhmerwald an der tschechischen Grenze gebracht werden. Dort soll er für Nachwuchs sorgen.
„Emil ist weit gewandert auf der Suche nach einer Herzensdame und einem neuen Revier. Wir wollen ihm dabei helfen einen sicheren Weg zu finden hin zu seiner ‚Emilia‘ im Nationalpark Šumava", so Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP).
Risiko für Emil hoch
Doch Tierschützer schlagen Alarm! "Wildtiere sollen einfach in Ruhe gelassen werden", sagt Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe. So eine Betäubung könne schlimm daneben gehen. "Eine falsche Dosierung wäre fatal. Wir siedeln ja auch keine Hirsche um."
"Ein solches Vorgehen von Behörden ist nicht rechtskonform. Elche sind in Österreich zwar jagdbar, aber ganzjährig geschont. „Das bedeutet: Emil darf weder gejagt noch gefangen noch absichtlich getötet werden. Eine Ausnahme ist nur zulässig, wenn eine unmittelbar drohende Gefahr für Menschen besteht – und die liegt derzeit nicht vor“, erklärt Stephan Scheidl, Tierheimleiter von Tierschutz Austria. „Sollte Emil gegen geltendes Recht betäubt oder eingefangen werden, behalten wir uns rechtliche Schritte bis hin zu Anzeige und Amtshaftung vor.“
Scheidl ist strikt gegen eine Betäubung und Umsiedlung von Emil. "Bisher ist er entspannt und gelassen durchs Land gewandert. Warum wird ihm das nun verwehrt?" Schon einmal hätte eine Übersiedlung von Elchen tödlich geendet. Dieser Vorfall ereignete sich 2016 in Brünn. Eine Elchkuh, die gemeinsam mit ihrem Kalb unterwegs war, wurde betäubt. Sie starb noch vor dem Verladen in die Transportbox.
Auch für den Kult-Elch würde die Betäubung eine große Gefahr darstellen. "Betäubungsmittel ist schmerzhaft und wirkt nicht gleich. Emil würde in Panik eine gewisse Strecke laufen. Dabei könnte es zu Verletzungen oder oder gar einen Unfall kommen", warnt Scheidl. Auch eine Überdosierung des Mittels wäre fatal. "Keiner weiß, wie viel Emil genau wiegt."
Außerdem würde keiner wissen, ob der Elch, der gerade Richtung Oberösterreich wandert, auch tatsächlich in Nationalpark wolle. "Dort könnten schon andere männliche Tiere sein, dann dürfte er sowieso nicht bleiben."
Für die Tierschützer ist klar: "Lasst ihn in Ruhe, er soll seinen eigenen Weg finden", so Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe.
"In anderen Ländern sind Elche doch auch kein Problem, warum müssen wir hier eingreifen und Emil auf seinem Weg stören", fragt sich Stephan Scheidl.