Niederösterreich

Fall Kührer: Mordprozess mit vielen Fragezeichen

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Michael K. will nichts mit dem Tod von Julia zu tun haben. Die Indizien sprechen gegen ihn.

Manipulativ, skrupellos und gewalttätig – so beschreibt eine Ex-Freundin Michael K. in ihrer Polizeiaussage. Der 51-Jährige soll laut Anlage der Mörder von Julia Kührer sein. Deswegen sitzt der kleine dicke Mann mit dem Piratenohrring seit vergangenem Dienstag in Korneuburg vor Gericht – es gilt die Unschuldsvermutung. Drei Verhandlungstage sind vorbei, am Dienstag wird der Prozess mit vielen Fragenzeichen fortgesetzt.

Schülerin weg
Wie berichtet, war Julia 2006 verschwunden, fünf Jahre später tauchte ihr verkohltes Skelett verscharrt auf dem Grundstück des 51-Jährigen auf – eingewickelt in einer Decke, auf der seine DNA-Spuren waren. In CSI-Manier wurden Rückstände der Droge Crystal Meth in Julias Überresten nachgewiesen. Und damit soll Michael K. in seiner Videothek in Julias Heimatort Pulkau gedealt haben. Der Angeklagte (Top-Verteidiger Farid Rifaat) beteuerte aber vehement: „Eine Verschwörung, ich habe weder mit Drogen noch mit einem Mord an Julia Kührer etwas zu tun.“ Ständig auf Drogen waren Julias Freunde – das gaben sie beim Prozess auch unverblümt zu.

Seltsame Suchbegriffe
Doch den Stoff wollten sie nicht vom „DVD-Michi“, sondern von Julias Ex bezogen haben. Seltsam: Der konnte nicht als Zeuge aussagen, liegt in einer Klinik und ist „nicht verhandlungsfähig“. Noch seltsamer: Der Ex war auch ganz dick mit dem Verdächtigen. Weibliche Zeugen ekelten sich über den Angeklagten: „Er betatschte mich.“ Bei einer Partneragentur soll Michael K. nach einer jungen, zierlichen, schwarzhaarigen jungen Frau gesucht haben – wie Julia. „Sie entsprach seinem Typ“, sagte der sachliche Staatsanwalt Christian Pawle und präsentierte die Suchabfragen des Angeklagten im Internet: „Sex mit Toten, Julia Kührer, K.-O.-Tropfen“ – Zufall? Die Geschworenen entscheiden. Es droht lebenslange Haft.
(M. Lassnig)

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