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Großteil der inaktiven Studenten schafft keine einzige Prüfung

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Der Großteil der sogenannten prüfungsinaktiven Bachelor- und Diplomstudentinnen und -studenten hat keine einzige Prüfung absolviert. 

 Das zeigt eine von Bildungsministerium, Universitätenkonferenz (uniko) und Uni Graz beauftragte Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS). Für "aktivierbar" werden sie nur eingeschränkt gehalten.

Im österreichischen Uni-System gelten jene Studien als prüfungsaktiv betrieben, in denen pro Studienjahr mindestens 16 ECTS-Punkte absolviert werden. Wer darunter liegt, ist "prüfungsinaktiv". Zum Vergleich: Als Regelstudiendauer sind 60 ECTS pro Jahr festgelegt.

Insgesamt wurden 2019/20 über alle Unis und Studien gerechnet 62 Prozent aller Studien prüfungsaktiv betrieben. Für die IHS-Studie wurden dagegen nur alle Bachelor- und Diplomstudien (also Erstabschlüsse) an 13 Unis (exklusive fünf Kunstunis, zwei Medizin-Unis und die Montanuni) betrachtet, außerdem wurden Lehramtsstudien und Studierende in Mobilitätsprogrammen exkludiert.

Nur 52 Prozent prüfungsaktiv 

Von diesen Studien wurden 52 Prozent prüfungsaktiv betrieben - von den restlichen 48 Prozent der Studien wurde in 33 Prozentpunkten keine einzige Prüfung absolviert, die restlichen 15 Prozentpunkte blieben zwischen einem und 15 ECTS-Punkten.

Die Studien mit der höchsten Prüfungsaktivität waren demnach (die jeweils mit Zugangsbeschränkungen belegten Fächer) Human- und Tiermedizin (fast 100 Prozent), gefolgt von Zahnmedizin und Psychologie (an die 90 Prozent). Aktivitätsquoten unter 40 Prozent wiesen demgegenüber Philosophie, Statistik, Theologie, Kunstgeschichte und Wirtschaftsrecht auf - teils typische Zweitstudien.

Auch einige Charakteristika von prüfungsinaktiven Studierenden wurden herausgearbeitet. Wie zu erwarten brechen diese eher ab. Ein höheres Einstiegsalter und eine über der Geringfügigkeit liegende Erwerbstätigkeit verringert die Prüfungsaktivität, gleiches gilt bei Personen, die mehrere Studien inskribiert haben. In Studien mit Aufnahmeverfahren ist dagegen die Prüfungsaktivität höher.

Insgesamt unterscheiden die Studienautoren vier Formen der Prüfungsinaktivität - wovon die erste eigentlich gar keine ist. Als "formal prüfungsaktiv" gilt etwa jemand, der im letzten Studienjahr nur mehr zehn ECTS-Punkte zu absolvieren hat und diese auch schafft. Diese Person hat zwar ihr Studium erfolgreich abgeschlossen, konnte aber schon rein technisch die 16 ECTS nicht erbringen. Gleiches gilt für Personen, die sich anderweitig erbrachte Studienleistungen (etwa bei einem Auslandsaufenthalt) anrechnen lassen.

No Shows

Am problematischsten werden dagegen jene eingeschätzt, die gleich im ersten Studienjahr nicht prüfungsaktiv sind und danach gleich wieder abbrechen. Häufig sind das die sogenannten "No Shows" (0 ECTS-Punkte) - sie hatten teils Schwierigkeiten beim Studieneinstieg bzw. haben ohnehin nie ernsthaft ein Studium geplant. Ihr "Aktivierungspotenzial" wird als gering eingeschätzt.

Viel mehr Unterstützungsmöglichkeiten werden bei jenen gesehen, die mit meist geringer Aktivität lange studieren und zwischendurch auch immer wieder inaktiv sind. Diese Gruppe ist enorm heterogen und besteht aus Berufstätigen, Personen mit Kindern oder gesundheitlichen Problemen, aber auch aus Menschen, die bewusst langsam studieren, ein zweites Studium betreiben oder einfach mit Leistungsanforderungen oder Studienbedingungen nicht zurechtkommen.

Die letzte Gruppe sind grundsätzlich aktive Studierende, die aber "plötzlich" inaktiv werden - etwa weil sie bei der Abschlussarbeit oder den letzten Prüfungen hängen oder einen Schicksalsschlag erleiden. Diese können relativ leicht wieder aktiviert werden bzw. brauchen gar keine Unterstützung dazu.

Die "Aktivitätskluft" ist für den Hochschulsektionschef im Bildungsministerium, Elmar Pichl, ein "österreichisches Unikum". Andere Universitätssysteme würden dieses Problem nicht kennen - es sei auch nicht alles mit Maßnahmen zu lösen.

In den vergangenen fünf Jahren habe man es aber geschafft, die Prüfungsaktivität um fünf Prozent zu steigern - "auch durch die Covidjahre", so Pichl vor Journalisten. Er erwartet daher künftig wieder einen leichten Rückgang.

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