KFV für mehr Vortestgeräte

Immer mehr Drogenlenker im Straßenverkehr

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Hohe Dunkelziffer nicht ertappter Lenker vermutet.

1.491 Fahrzeuglenker sind im Vorjahr in Österreich wegen der Beeinträchtigung durch Drogen angezeigt worden. Darüber hinaus ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen, sagte der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), Othmar Thann, am Dienstagabend bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Er forderte den Ausbau des Pilotprojekts mit Vortestgeräten für die Polizei und mehr Kontrollen.

Den Beamten stehen seit 9. März neun Speichelvortestgeräte des deutschen Herstellers Protzek zur Verfügung - in jedem Bundesland eines. Bei Vermutung einer Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit dürfen besonders geschulte Polizisten den Speichel der Lenker auf Suchtgiftspuren überprüfen. Schlägt das Vortestgerät an, muss ein Amtsarzt feststellen, ob die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist.

Dieser untersucht den Lenker beispielsweise auf physiologische Symptome wie erweiterte Pupillen, geringen Speichelfluss oder Nadeleinstiche, sagte Thann. Erhärtet sich der Verdacht, wird ein Bluttest durchgeführt. "Es gibt eine sehr hohe Korrelation zwischen einem positiven Vortest und einer danach durch den Amtsarzt festgestellten Beeinträchtigung", betonte Thann. In Deutschland genüge bereits der Speicheltest für die Verhängung einer Strafe.

Die Vortestgeräte erkennen Drogenspuren im Nanogramm-Bereich je Milliliter Speichel, erklärte Johann Geist von der Firma Draeger, deren Geräte beispielsweise von der deutschen Polizei genutzt werden. Bei dem System muss mit einem Röhrchen genügend Speichel an mehreren Stellen in der Mundhöhle gesammelt werden, wie Geist an sich selbst demonstrierte. Das kann bis zu drei Minuten dauern. Danach wird das Röhrchen in einem Analysegerät platziert, das nach einigen weiteren Minuten bis zu acht verschiedene Substanzen nachweist.

Forschungsergebnissen zufolge sind laut KFV rund vier Prozent der Lenker im europäischen Straßenverkehr unterwegs, obwohl sie zuvor Drogen oder Medikamente eingenommen haben. Thann sprach sich für eine Erhöhung des Kontrolldrucks in Österreich aus. Außerdem sollten in Sachen Drogen im Straßenverkehr "Zahlen und Fakten auf den Tisch gelegt, Dunkelziffern erhoben und Korrelationen mit Unfallzahlen erstellt werden".

Illegale Drogen führen wie Alkohol zu Einschränkungen des Konzentrations-, Wahrnehmungs-, Urteils-, und Reaktionsvermögens. Weitere Probleme sind Selbstüberschätzung und erhöhte Risikobereitschaft, sagte KFV-Verkehrspsychologe Rainer Kastner. "Wenn ich auf Speed bin, kann ich vielleicht 15 Stunden durchtanzen, aber im Straßenverkehr bin ich beeinträchtigt", betonte der Experte.

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