Skandal

Nach Tod illegales Pflegeheim aufgeflogen

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Ein Skandal um ein Pflegeheim ist im Kärntner Bezirk Völkermarkt aufgeflogen. Die Sozialabteilung sieht keine Verantwortung des Landes.

Die Leiterin der Sozialabteilung beim Amt der Kärntner Landesregierung, Barbara Berger-Malle, sieht keine Verantwortung des Landes im Zusammenhang mit dem illegalen Pflegeheim im Bezirk Völkermarkt gegeben. Sofort nach Erhalt der Informationen seien "alle rechtlich möglichen Schritte raschest gesetzt worden", stellte sie am Montag fest.

Offiziell nur "Mieter"
Auch Soziallandesrätin LHStv. Gaby Schaunig (S) wies darauf hin, dass die Behörden sofort nach Bekanntwerden des Falles gehandelt hätten. Die Betreiberin des Heimes hätte "die gesetzlichen Grundlagen umgangen", da die Pflegebedürftigen offiziell nur Mieter gewesen seien.

Bereits 2005 geschlossen
Laut Berger-Malle sei die besagte Pflegestelle seit 2005 geschlossen, die Betreiberin habe bereits mehrere Strafen erhalten. Auf Grund einer Anzeige des LKH Wolfsberg vom 11. Juni sei schon am nächsten Tag in Kooperation mit der Staatsanwaltschaft und dem Bezirkspolizeikommando Griffen über die Sozialabteilung eine Untersuchung des genehmigungslosen Betriebes angeordnet worden. Diese habe am Freitag vergangener Woche stattgefunden. "Der Schwarzbetrieb befand sich aber in einem anderen Gebäude als die geschlossene, ehemaligen Pflegestelle", so Berger-Malle.

"Die Pflegebedürftigen wurden alternativ versorgt, weitere Ersatzunterbringungen werden noch gesucht. Außerdem wurde Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet", erklärte die Abteilungsleiterin.

Pflegestelle für 15 Personen
Laut bisherigen Erhebungen hat eine 48-jährige Frau die Pflegestelle für 15 ältere Menschen illegal betrieben, die Zustände seien schrecklich gewesen. Nach einem Todesfall im Krankenhaus erfolgte eine Anzeige. Die Leiterin weist jede Schuld zurück.

Menschenunwürdige Zustände
Laut Berichten des ORF vom Montag hätten die Pfleglinge, unter ihnen Alkoholiker und demente Personen, unter menschenunwürdigen Zuständen gelitten. Aufgeflogen ist der Skandal, weil Anfang Juni zwei Frauen ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Am vergangenen Freitag schritten die Behörden mit einem Durchsuchungsbefehl ein. Andrea Meisslitzer von der Kärntner Landesregierung: "Beide Damen haben schwere Pflegemängel aufgewiesen. Sie waren wund gelegen, eine sogar bis zum Knochen. Eine Dame ist dann verstorben."

Kaum Hygiene
Zu den vorgefundenen Zuständen sagte Meisslitzer: "Auf zwölf Quadratmeter sind dort drei Betten hineingestellt. Wenn die Frauen sanitäre Einrichtungen erreichen wollen, um sich zu waschen oder um auf das WC zu gehen, müssen sie durch das Zimmer der Männer gehen." Auf die Frage, wie denn die Betreiberin ihre "Pflegestelle" finanzierte, sagte die Beamtin, die Betreiberin habe von den Bewohnern Geld verlangt. In einem Fall hätte sie 80 Prozent der gesamten Pension einbehalten sowie das gesamte Pflegegeld. Geld vom Land sei nicht geflossen, sagte Meisslitzer.

Anzeigen für Betreiberin
Die Betreiberin des illegalen Pflegeheimes muss nun mit Anzeigen wegen fahrlässiger Tötung, schwerer Körperverletzung und Bereicherung rechnen. Der Frau war schon 2005 untersagt worden, Menschen zu betreuen. Ursprünglich durfte sie in einer Familienpflegestelle bis zu drei Menschen aufnehmen. Diese Stelle wurde wegen verschiedener Mängel dann aber geschlossen. Zuletzt gab es immer wieder gab es Anzeigen, Kontrollen und Verwaltungsstrafverfahren. Als die 48-Jährige den Behörden schließlich den Zutritt verweigerte, wurde ein Durchsuchungsbefehl erwirkt.

Für die Betreuten sucht die Landesregierung nun Ersatzplätze, bis dahin wurden qualifizierte Fachkräfte zur Betreuung abgestellt. Meissnitzer: "Vier Personen haben bereits schöne Plätze, sie werden vermutlich schon morgen oder übermorgen dorthin gebracht." Die Betreiberin des illegalen Heimes hat gegenüber dem ORF jede Schuld von sich gewiesen. Bekannt sei, dass sie eine Pflegehelferausbildung begonnen hat.

(c) Bild: APA

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