Kinderarmut

Migranten besonders gefährdet

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Auch Kinder von arbeitslosen Eltern haben ein hohes Armutsrisiko. Eltern von rund fünf Prozent der Kinder hatten im Jahr 2006 kein Geld für Kleidung oder zum Heizen.

Kinder von arbeitslosen Eltern und Kinder mit Migrationshintergrund sind besonders armutsgefährdet. Aber auch wenn nur ein Elternteil berufstätig ist, wenn mehr als zwei Kinder im Haushalt leben und bei Kindern von Alleinerziehenden ist das Armutsrisiko hoch. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Institut für Soziologie erstellte Studie, über die das Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag berichtete. Bestätigt wurden darin die schon aus dem Sozialbericht bekannten Zahlen, dass 250.000 Kinder und Jugendliche in Österreich in Armut leben oder akut davon bedroht sind.

Kein Geld für Kleidung und Heizung
Nach dem Sozialbericht konnten sich die Eltern von jeweils fünf Prozent der Kinder im Jahr 2006 die Anschaffung neuer Kleidung und das Heizen nicht leisten. Eine halbe Million Kinder hat keine Möglichkeit, zumindest eine Woche im Jahr gemeinsam mit der Familie auf Urlaub zu fahren. Rund 100.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sieben und 14 Jahren (etwa 15 Prozent) lebten in einem Haushalt ohne PC. Rund 90.000 Kinder und Jugendliche (etwa zwölf Prozent) derselben Altersgruppe lebten in einer überbelegten Wohnung.

Kinder von arbeitslosen Eltern besonders schlimm dran
Noch schlimmer sind laut der Studie des Soziologie-Instituts Kinder von arbeitslosen Eltern dran. Jeweils ein Drittel dieser Kindern bekommen bei Bedarf keine neuen Kleider oder können aus finanziellen Gründen nicht jeden zweiten Tag Fleisch oder Fisch essen, sagt Irina Vana, eine der beiden Herausgeberinnen des Berichts. Ein Viertel verfügt im Haushalt über keinen Computer, und ein Drittel hat keinen Zugang zum Internet.

Zu kleine Wohnungen
In Zuwandererfamilien lebt die Hälfte aller Kinder in zu kleinen Wohnungen, sagt Herausgeberin Ursula Till-Tentschert: "Wenn die Kinder in die Schule kommen, haben sie nicht ausreichend Platz und Ruhe, um Hausaufgaben zu machen."

Die Wissenschaftlerinnen fordern eine Reform des Schulsystems, die bedarfsorientierte Mindestsicherung jetzt und eine eigene Grundsicherung für Kinder. Der Soziologe Martin Schenk von der Armutskonferenz betont, dass im Kampf gegen die Kinderarmut Geldleistungen alleine nicht ausreichen. Dazu gehörten auch Kinderbetreuung, ein integratives Schulsystem und eine Gesellschaft, in der gerade arme Kinder Respekt und Anerkennung bekommen können.

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