Pneumokokken-Fälle

Nach der Pandemie: Jetzt ist diese Infektion auf dem Vormarsch

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Nach der Aufhebung der Covid-19-bedingten Hygienemaßnahmen sind nun die Pneumokokken wieder zurück.

Der aktuelle Jahresbericht für das Jahr 2022 zeigt, dass die Anzahl der invasiven Fälle der bakteriellen Lungenentzündung nur noch knapp unter dem Rekordjahr 2019 liegt. Ein aufrechter Impfschutz entsprechend der österreichischen Impfempfehlung sei daher wichtig, warnte der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller in einer Aussendung am Mittwoch.

Der Rückgang bei den invasiven Pneumokokken-Erkrankungen (IPE) war durch die Hygienemaßnahmen nur vorübergehend. Mit 562 gemeldeten IPE-Fällen ist schon beinahe wieder das Niveau der Jahre vor der Pandemie erreicht. 2018 wurden 611 Fälle registriert, 2019 waren es 615. Der seit Beginn der Registrierung von invasiven Pneumokokken-Erkrankungen durch das nationale Surveillance-System im Jahr 2006 erfasste ständig steigende Trend dürfte sich weiter fortzusetzen. Das betrifft nicht nur die Anzahl der invasiven Erkrankungen, sondern auch die der Todesfälle. Auch 2022 sind wieder 49 Menschen aufgrund von Pneumokokken-Infektionen verstorben. Auch andere Infektionskrankheiten wie Influenza und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sind nach Ende der Corona-Maßnahmen wieder aufgeflammt.

Männer etwas häufiger betroffen als Frauen

Am häufigsten erkrankten Personen über 80 Jahre an IPE, am zweithäufigsten Menschen im Alter von über 75 Jahren. An dritter Stelle der meist gefährdeten Gruppen findet sich aber bereits die Altersgruppe der Babys unter einem Jahr. "Man sieht hier deutlich, dass die beiden Enden des Altersspektrums überproportional gefährdet sind", sagte Bernd Lamprecht, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin und Pneumologie am Kepler Universitätsklinikum Linz. "Bei den Babys ist das Immunsystem unerfahren und hat noch nicht gelernt, mit derartigen Keimen umzugehen. Auf der anderen Seite funktioniert das Immunsystem bei den älteren Personen nicht mehr optimal." Wie schon in den Jahren davor waren Männer etwas häufiger betroffen als Frauen.

"Insgesamt muss man bei diesen Zahlen bedenken, dass es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handelt", betonte Lamprecht. "Die nicht invasiven Lungenentzündungen oder auch die von Pneumokokken ausgelösten Mittelohrentzündungen sind in diesen Daten nicht enthalten und kommen um ein Vielfaches häufiger vor. Auch sie sind eine erhebliche Belastung für die Betroffenen mit potenziell langanhaltenden Folgen."

100 verschiedene Pneumokokken-Serotypen

Insgesamt sind über 100 verschiedene Pneumokokken-Serotypen bekannt, 34 davon wurden 2022 in Österreich nachgewiesen. Am häufigsten gefunden wurden die Serotypen 3, 19A, 8, 6 C, 22 F und 11A. Eine Veränderung der Serotypen wurde nicht festgestellt.

Pneumokokken-Impfstoffe sind seit vielen Jahren verfügbar. Das empfohlene Impfschema laut österreichischem Impfplan für Personen ab 60 Jahren sieht zwei Impfungen mit verschiedenen Impfstoffen im Abstand von einem Jahr vor. "Leider gehören auch die Pneumokokken-Impfungen in Österreich zu denjenigen, die von der Bevölkerung nicht besonders gut angenommen werden", so Lamprecht. "Wären mehr Menschen geimpft gewesen, hätte das vermutlich den einen oder anderen schweren Krankheitsverlauf oder sogar Todesfall verhindern können."

Gesunden Personen wird die Impfung nach wie vor ab 60 Jahren empfohlen, Menschen mit erhöhtem Risiko bereits ab 50, mit einer einmaligen Wiederholung der Impfserie nach mindestens sechs Jahren ab dem 60. Lebensjahr.

Rechtzeitige Behandlung wichtig

Grundsätzlich kann eine Pneumokokken-Infektion mit Antibiotika gut behandelt werden, sofern die Behandlung rechtzeitig erfolgt. Allerdings wurden 2022 auch erste Antibiotika-Resistenzen nachgewiesen. "Außerdem dauert es eine gewisse Zeit, bis Antibiotika zu wirken beginnen", erläuterte der Pneumologe. "Bis dahin kann sich der Zustand der Patientin oder des Patienten schon erheblich verschlechtert haben." Er betont daher: "Wichtig wäre, dass es erst gar nicht so weit kommt und wir nicht in die Situation geraten, Antibiotika einsetzen zu müssen. Die beste Prävention ist, sich ab dem Alter von 60, wenn die Leistungsfähigkeit der Immunabwehr beginnt nachzulassen, gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Für Kinder ist die Pneumokokken-Impfung ohnehin im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten und sollte auch unbedingt wahrgenommen werden."

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