AMS NÖ - Eklat

200.000 Arbeitskräfte gratis für Weihnachtsgeschäft

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Niederösterreichs Handel lässt sich für das Weihnachtsgeschäft Arbeitskräfte schenken. Das AMS bezahlt.

Rund 200 Wiedereinsteigerinnen, die eine entsprechende Schulung absolviert haben, werden bis längstens 6. Jänner 2007 in niederösterreichischen Handelsbetrieben aushelfen. Die Kosten übernimmt zu 100 Prozent das AMS, bestätigt der stellvertretende AMS-Chef in Niederösterreich, Karl Fakler, einen Bericht in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Die Presse" . Die Handelsunternehmen erhalten die Arbeitskräfte zum Nulltarif. Die Gemeinschaftsaktion von Wirtschaftskammer und AMS wird von der WKÖ " Aktion Weihnachtsengerl" genannt.

Kooperation mit Mittel- und Kleinbetrieben'
Angesprochen auf die im Sommer fehlgeschlagene AMS-Aktion bei den Handelsriesen REWE und Spar verwies Fakler darauf, dass die Ausgangslage diesmal "grundlegend anders " sein, da die Arbeitslosen nicht an Großkonzerne, sondern an kleinere und mittlere Unternehmen vermittelt werden. Es sei eine andere Situation, wenn die Firmenchefs ihre neuen Mitarbeiter direkt kennen lernen und auch selber feststellen, wie gearbeitet wird. In einem Großkonzern, wo der Chef in der Zentrale, sitzt sei das nicht möglich.

Die Weihnachtsaktion läuft ab jetzt bis 31. Dezember, längstens bis zum 6. Jänner. Eine Garantie auf Weiterbeschäftigung gibt es für die Betroffenen nicht. Es gehe unter anderem um das gegenseitige Kennenlernen und soll Wiedereinsteigerinnen eine "Schnupperwoche im Handel" ermöglichen. Die Aktion ist freiwillig, sie ist unter anderem in den Einkaufsstraßen in Krems, Mödling und Gänserndorf geplant.

Packen und Verkaufen nach Babypause
Die Wiedereinsteigerinnen, die nach der Babypause in das Berufsleben zurück wollen, werden bei der Weihnachtsaktion vor allem im Verkauf, aber auch an Packtischen eingesetzt werden. Bezahlt wird nach dem Handelskollektivvertrag, die Arbeitszeit beträgt zwischen 20 und 38,5 Stunden und beinhaltet zumindest einen Samstag. Die Kosten für die Aktion beziffert Fakler mit 300.000 bis 400.000 Euro.

Gewerkschaft kritisiert heftig
Heftige Kritik an der Weihnachtsaktion kommt heute von der Gewerkschaft. Das AMS habe aus dem Fehlschlag vom vergangenen Sommer in Wien nichts gelernt, so die ÖGB-Frauenvorsitzende und Vizepräsidentin Renate Csörgits. " Zum Nulltarif bekommen die Handelsbetriebe nun Arbeitskräfte für den Weihnachtsverkauf, den Wiedereinsteigerinnen bringen diese Einsätze aber kaum eine Chance auf einen längerfristigen Arbeitsplatz".

Die "Aktion Weihnachtsengerl" sei ein Geschenk an die Wirtschaft auf Kosten der Steuerzahler. "Geschenke einpacken ist kein Job mit Perspektive, sondern eine kurzfristige Aushilfsarbeit, die die Frauen in ihrer beruflichen Laufbahn nicht weiterbringt", so Csörgits. Zudem seien die Arbeitszeiten alles andere als familienfreundlich - von den Wiedereinsteigerinnen wird Arbeiten am Samstag verlangt. Einstiegsbeihilfen für Wiedereinsteigerinnen machen dann Sinn, wenn mit der Perspektive einer dauerhaften Beschäftigung zu rechnen sei und die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie passen. Beides sei hier nicht der Fall.

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