Mit Polizeihunden

Fall Wastl: Polizei durchkämmt Wald

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Rund 100 Beamte und zehn Spürhunde im Einsatz.

Das Gelände ist unwegsam. Hügelig, viel Dickicht, regennasser Boden. In einem Waldstück in Ofenbach bei Lanzenkrichen (Bezirk Wiener Neustadt) durchforsten seit den Dienstagvormittagsstunden rund 100 Polizeibeamte mit zehn Suchhunden Zentimeter um Zentimeter - und das auf einer Fläche von 400.000 Quadratmetern. Sie suchen nach der Leiche von Heidrun Wastl aus Wiener Neustadt, die seit zehn Jahren als vermisst gilt.

Verbirgt sich unter dem Holz, den Wurzeln, der Erde ein wohlgehütetes Geheimnis? Am Ende des Tages soll sich herausstellen, ob sich die Angaben des 41-jährigen Tatverdächtigen bewahrheiten. Heidrun Wastl soll am 28. September 2001 bei einem Waldspaziergang gefallen und mit dem Kopf gegen einen Stein geprallt. In Panik hat der Bekannte die Sterbende zurückgelassen, so seine bisher letzte Aussage.

Immer wieder durchdringen Sonnenstrahlen das Dickicht. Chefinspektor Kurt Linzer, Leiter der Ermittlergruppe des Cold Case Management im Bundeskriminalamt (BK), führt die Truppe von örtlichen Exekutivbeamten, Polizeischülern aus Traiskirchen und Beamten der Sondereinheit Cobra an. Begleitet werden die Kräfte von zehn Suchhunden. Ihr lautes Kläffen gibt den Startschuss für die Suchaktion. Sie verläuft in drei Phasen.

Grobsuche nennen die Ermittler das, was die Hunde im Erdreich erschnüffeln. Gleichzeitig wird eine Suchkette von Polizisten losgeschickt, die jedes Fleckchen Waldboden durchforstet. Ausgerüstet sind die Beamten mit Spaten, Hacken, GPS-Geräten und - schlichtweg mit Besenstielen. "Gestern hab ich noch schnell 20 gekauft", erzählte ein Einsatzleiter im APA-Gespräch. Die Stiele sind robust, sie sind hilfreich im Dickicht und beim Durchstöbern des Erdreiches.

Schlägt ein Hund an, beginnt für die Polizisten im wahrsten Sinne des Wortes die Knochenarbeit. Beim Stöbern im Wald finden sich viele Tierknochen. Nicht immer lässt sich ein solcher klar von menschlichen Überresten unterscheiden. Gesammelt wird zunächst alles, um dann im Labor überprüft zu werden. Zuletzt werden Cobra-Beamte mit Metalldetektoren in das Gelände geschickt. Heidrun Wastl soll einen Schlüsselbund bei sich getragen haben.

Pro Jahr bilden sich ungefähr zwei Zentimeter Humus auf der Waldbodenfläche, erklärte BK-Sprecher Mario Hejl. Wäre Heidrun Wastl vor zehn Jahren den Angaben des Tatverdächtigen entsprechend lediglich gestürzt und liegengeblieben, so wären ihre sterblichen Überreste ungefähr 20 Zentimeter von Humus bedeckt.

Sollte die Suche der Polizisten negativ verlaufen, dann wird es einen Lokalaugenschein mit dem Beschuldigten im Beisein der Staatsanwaltschaft in dem Wald geben, sagte Hejl. Davor hoffen die Ermittler aber bis zur Abenddämmerung doch noch etwas zu finden. "Dass die Angehörigen endlich ihre Trauerarbeit abschließen können, das ist eine Triebfeder für uns", sagte ein Beamter. Auch wenn die Suche jener nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gleicht, er ist überzeugt, dass etwas gefunden wird, wenn es etwas zu finden gibt.

Heidrun Wastl gilt seit dem 28. September 2001 als vermisst. Die Kindergartenhelferin wollte an jenem Tag ihren sechsjährigen Sohn um 11.30 Uhr von der Schule abholen, kam dort aber nie an. Mittlerweile wurde sie für tot erklärt. Seit einigen Monaten wird der Fall vom Cold Case Management im Bundeskriminalamt (BK) neu aufgerollt. Am 24. Mai wurde ein 41-jähriger Tischler als Tatverdächtiger festgenommen. Der Mann soll Wastl als Letzter gesehen und bereits früher zum Kreis der Verdächtigen gehört haben.

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