Weil Traiskirchen sie nicht nehmen wollte, musste eine Familie am Bahnhof schlafen.
In der Flüchtlingsberatungsstelle von Ute Bock geht es derzeit zu wie beim Arzt während der Grippewelle. Denn die Erstaufnahmestelle in Traiskirchen setzt viele Menschen auf die Straße. "Bei mir klopft täglich so eine Familie an“, klagt Bock.
Meist handelt es sich um Tschetschenen, die über Polen ins Land kamen. Laut der Dublin-Konvention müssen sie zurück nach Polen und dort um Asyl ansuchen. Herr O. (32) ist so ein Fall: "In Polen standen wir vor dem Nichts, die Kinder waren hungrig. Für Tschetschenen ist dort kein Platz.“ Hierzulande erhalten rund 50 Prozent der tschetschenischen Flüchtlinge Asyl. Weitere 35 Prozent müssen zurück in die Länder, über die sie eingereist sind. Doch in Polen erhalten nur 2 Prozent Asyl.
„Schliefen am Bahnhof“
Familie O. versuchte es daher
ein zweites Mal in Österreich: "Im Dezember kamen wir wieder nach
Traiskirchen. Aber sie haben uns nicht hereingelassen“, so O.s Frau (28).
Und das, obwohl ihr Mann einen Schlaganfall erlitten hatte. "Wir mussten mit
unseren Kindern zwei Nächte am Bahnhof schlafen“, so die verzweifelte
Mutter. Seither leiden das Mädchen (2) und der Bub (4) an Bronchitis.
Vergangene Woche sprach die Familie erneut in Traiskirchen vor. Doch trotz
Rekordkälte ließ man sie nicht wieder hinein.
„Abschrecken"
Karin Klaric, Juristin des Vereins Ute
Bock, hält die Vorgangsweise für illegal: „Asylwerber müssen bis zur
Zurückschiebung versorgt werden.“ Bock selbst vermutet, dass die Flüchtlinge
abgeschreckt werden sollen. Innenministeriums-Sprecher Rudolf Gollia
kontert: "In den letzten Tage hatten wir viele Folgeanträge von
tschetschenischen Flüchtlingen. Die sind alle versorgt.“