Horror-Preise und die Baustellensaison machen’s möglich: In Österreich wird Benzin immer öfter geklaut. Viele Diebstähle könnten verhindert werden.
Treibstoff wird immer öfter zum Corpus Delicti. Nicht nur bezogen auf die Spritpreise, die viele Autofahrer längst als kriminell empfinden. Sondern auch, wie statistische Daten zeigen, bei realen Verbrechen: Benzindiebstahl wird immer mehr zu einem Problem.
„Bis Ende Juni gab es bundesweit 786 Anzeigen, im gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch 548 Fälle“, rechnet Armin Halm vom Bundeskriminalamt vor. Das bedeutet ein Anstieg von 43 Prozent – wobei die Dunkelziffer laut Experten nicht abschätzbar ist. Vor allem im Osten ist der Anstieg deutlich spürbar.
Leichte Beute
Opfer sind meist Betriebe. Denn am Häufigsten
werden Baufahrzeuge und Lkws angezapft – im wahrsten Sinne des Wortes: Am
Wochenende oder nachts werden die Dieseltanks per Schlauch entleert, dadurch
sind Hunderte Liter (und somit Euro) auf einem Mal weg. „Die Tanks dieser
Fahrzeuge sind meist nicht gesichert, deshalb ist der Sprit eine leichte
Beute“, tadelt Andreas Leithner (kriminalpolizeiliche Abteilung NÖ) die
lasche Prävention seitens vieler Firmen.
Betrug
Die Statistik unterscheidet übrigens zwischen echtem
Diebstahl und Tankbetrug, bei dem etwa mit falscher oder entwendeter Karte
getankt wird. Einen spektakulären Fall gab es Ende Juni, als ein
Oberösterreicher verhaftet wurde: Er hatte seit Sommer 2007 mit einer
gefundenen Karte 7.900 Liter Sprit getankt.
Ungenau
Der Trend beim Tankbetrug (heuer bisher 1.516 Fälle) ist
zwar rückläufig – doch die Grenzen zwischen den Deliktgruppen sind
schwammig: Ein Lenker etwa, der ohne zu zahlen von der Tankstelle braust,
wird mal als Dieb, mal als Betrüger angezeigt. Insgesamt steigt die Zahl der
Delikte jedoch rapide. Denn, so Hannes Scherz (BPD Wien): „Mit steigendem
Spritpreis wächst die Motivation zum Diebstahl.“
Florian Lems