"Frau mit Mandoline"

Prozess um vermeintliche Picasso-Bilder in Korneuburg

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Ohne Echtheitszertifikate - "Ich habe geglaubt, das ist ein Lotto-Sechser".

Im Prozess in Korneuburg um laut Anklage versuchten schweren Betrug mit gefälschten Bildern haben die Angeklagten angegeben, dass sie von der Echtheit der Gemälde ausgegangen seien. Den Vermittlern waren bis zu 30 Prozent vom Verkaufspreis als Provision versprochen worden. "Ich habe geglaubt, das ist ein Lotto-Sechser", sagte ein Beschuldigter (43). Ein Urteil soll es am Freitag noch nicht geben.

Die vorsitzende Richterin wollte vom 43-Jährigen wissen, ob er nach wie vor davon ausgehe, dass es sich um echte Bilder handle. "Fix", meinte der Drittangeklagte. "Für mich war es von der Geschichte her schlüssig", meinte der Zweitangeklagte (50) aus Wien, der als Kaufmann arbeitet, dazu. Beide sollten als Vermittler fungieren.

Viertangeklagter noch immer von Echtheit der Bilder überzeugt

"Ich bin 100-prozentig überzeugt davon, dass es sich um Originalbilder handelt", sagte der Viertangeklagte, er zweifle auch heute nicht an der Echtheit. Eigentümer der Bilder sei ein älterer, fast 90-jähriger Mann, der als jugoslawischer Diplomat gearbeitet hatte, gab der 66-Jährige an. Der Pensionist hatte ihn 2010 über einen Bekannten kennengelernt. "Weil ich ein Freund der Kunst bin, kam es zu einer Zusammenarbeit", erzählte der Slowene.

Er hatte im Juli 2016 Bilder - ohne Zertifikate - gemeinsam mit einem Golf-Freund im Auto nach Österreich gebracht. Ein Treffen mit einem Rechtsanwalt in Wien wurde kurzfristig abgesagt. Angesichts seiner Anreise von Hunderten Kilometern sei er zornig gewesen und in die Albertina und ins Dorotheum gegangen, berichtete der 66-Jährige. Daraufhin hätten ihn der 43-Jährige und der 50-Jährige - seine "Vertreter in Wien" - gebeten, auf einen Kaffee zum Flughafen zu fahren. Dort angekommen, sollten in einem Hotel einige Gemälde präsentiert werden. U.a. soll "Girl with a mandolin" von Pablo Picasso aus 1910 gezeigt worden sein, der 66-Jährige hatte auch drei angebliche Bilder von Emil Nolde dabei. Nach kurzer Zeit erfolgte der Zugriff durch die Spezialeinheit Cobra.

Die Richterin zitierte aus einem Schreiben der Picasso Foundation, der Fotos der Kunstwerke übermittelt worden waren. Darin heißt es: "Es hat den Anschein, als stammten die Bilder nicht von der Hand des großen Künstlers." Laut dem 66-Jährigen hatten die Picasso-Gemälde kein Echtheitszertifikat. Der Interessent hätte dem Angeklagten zufolge vor einem Verkauf über einen Rechtsanwalt um ein derartiges Zertifikat ansuchen sollen.

Der Prozess soll nach einer kurzen Pause mit Befragungen von Angeklagten fortgesetzt werden. Ein Urteil soll es laut der Richterin am Freitag noch nicht geben.

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