Ein Prüfbericht stellt dem Krankenhaus Lainz ein formidables Zeugnis aus. Der Technische Direktor musste bereits seinen Hut nehmen.
Die alten Wiener Großspitäler kommen nicht aus der Kritik: Im Wiener Rathaus wird seit geraumer Zeit über das Otto-Wagner-Spital diskutiert, nun sorgt ein Prüfbericht zum Krankenhaus Hietzing - ehemals Lainz - für Aufsehen. Laut Kontrollamt sind die Brandschutzeinrichtungen dort zum Teil unzureichend. Und auch in Sachen Hygiene gibt oder gab es zumindest Probleme. Die Rede ist von herumliegendem Müll, Taubenkot und Fenstern, durch die es hereinschneit.
Kein eigener Raum für Infusionsvorbereitungen
So stellte das
Kontrollamt etwa fest, "dass Arbeitsplätze für die Infusionsvorbereitungen
in Räumen eingerichtet waren, die auch als Büroarbeitsplätze sowie als
Sozialräume und Teeküchen genutzt wurden". Laut Angaben des medizinischen
Personals waren bei einem dieser Räume die Fenster derart undicht, dass im
Winter Schnee eindringen konnte. Ein eigener Raum für die
Infusionsvorbereitung sei vom Personal zwar als erforderlich angesehen
worden - ein solcher stand aufgrund von Platzmangel aber nicht zur
Verfügung. Auch bei der Lagerung von Wäsche und Matratzen wurden
Probleme geortet. Desinfizierte Matratzen wurden gemeinsam mit gebrauchten
gelagert. Erstere waren zudem keineswegs ein Musterbeispiel an Hygiene: "So
waren selbst die für die Verwendung vorgesehenen Matratzen verschlissen,
erheblich befleckt und die Überzüge aufgerissen", heißt es im Bericht.
Müllhalden bei Horror-KH
Manche Außenbereiche der Anlage
erinnerten demnach an eine "Müllhalde", Unrat wurde sogar bei der Rampe zur
Spitalsküche entdeckt. Doch Abfall sieht nicht nur unschön aus, sondern kann
laut Kontrollamt auch gefährlich werden: "Hinsichtlich des betrieblichen
Brandschutzes erweckte die Krankenanstalt auch deshalb einen negativen
Eindruck, weil in mehreren Pavillons große Mengen brennbarer Materialien,
Gerümpel, von Bauarbeiten herrührendes Restmaterial, Holz, Kartons,
Plastikfolien, Möbel, Bücher, Matratzen, Papier und funktionsuntüchtige
medizinische und andere Geräte in Keller- und Archivräumen gelagert (...)
wurden, die für derart umfangreiche Lagerungen in keiner Weise ausgestattet
waren."
Unzeitgemäßer Brandschutz
Der Bereich Brandschutz wurde
generell kritisiert. Es wurde festgestellt, dass dieser im Spital zum Teil
nicht dem aktuellen Standard entspricht. Auch hier waren vor allem Dachböden
und Untergeschoße betroffen. Die eigentlichen Betriebsbereiche wurden
hingegen kaum beanstandet: In den medizinischen Bereichen sei das "Bemühen"
im Vordergrund gestanden, die Einrichtungen insbesondere hinsichtlich der
Krankenhaushygiene auf einem "zeitgemäßen und den Vorschriften
entsprechenden Sicherheitsniveau" zu betreiben, konstatierten die Prüfer.
Betriebsstätten privater Firmen "entdeckt"
Noch
dazu haben die Prüfer des Kontrollamtes bei ihren Visiten offenbar illegale
"Betriebsansiedlungen" ausfindig gemacht. Eine Spenglerei, eine
Installations- sowie eine Elektrofirma haben demnach im Spital ihre
Tätigkeit entfaltet. Genehmigungen dafür gab es nicht. Der für das Spital
zuständige Technischen Direktor wurde inzwischen beurlaubt. Das
Kontrollamt stellte etwa fest, dass im Dachboden eines Gebäudes eine
Spenglerfirma aktiv war.
Zwei Flüssiggasflaschen ließen laut Kontrollamt ferner darauf schließen, dass im Dachboden trotz des fehlenden Brandschutzes mit offener Gasflamme hantiert wurde. "Ergänzend war anzumerken, dass der vorhandene Feuerlöscher seit Jahren nicht auf seine ordnungsgemäße Funktionsweise geprüft und auch keine Brandmeldeanlage installiert war", wird im Bericht festgehalten.
Technischer Direktor beurlaubt
Der Direktor des Wiener
Krankenanstaltenverbundes (KAV), Wilhelm Marhold, hat heute unterstrichen,
dass der für die kritisierten Zustände Verantwortliche seines Amtes enthoben
wurde: "Der Technische Direktor des Krankenhauses Hietzing wurde in seiner
Funktion abgelöst", so Marhold.