Geheimer Prozess

Heeres-Spion für 280.000 Euro

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Unter großen Sicherheitsvorkehrungen startete der Prozess gegen den Ex-Offizier.

Sbg. Die gegen Gerichts­kiebitze und Öffentlichkeit gerichtete Bombe platzte kurz nach Verhandlungsbeginn: Weil es um heikle Spionagevorwürfe geht, wurde die Öffentlichkeit wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit nach Paragraf 229 der Strafprozessordnung“ ausgeschlossen, sprich: Alle Zuschauer wurden vom Richter hinauskomplimentiert.

Was in den ersten 10 Minuten lediglich zu erfahren war: Laut Anklage soll der 71-Jährige zumindest 25 Jahre lang Staats- und militärische Geheimnisse dem russischen Militärgeheimdienst preisgegeben und dafür rund 280.000 Euro kassiert haben. Dabei sollen Waffensysteme und Aufgabenstellungen der Land- und Luftstreitkräfte im Vordergrund gestanden sein.

Korrespondent. Der Angeklagte im schlichten grauen Anzug mimte mit dem Eintreffen am Landesgericht den schwächelnden unschuldigen Senior, der nur nach einem Glas Wasser bat und lediglich den Verteidiger reden ließ. Der Anwalt gab den auch gleich die (nicht geständige) Strategie bekannt: Sein Mandant habe bloß Informationen ähnlich der Tätigkeit eines Auslandskorrespondenten weitergeben und dafür rund 220.000 Euro lukriert. Diese Informationen seien aber nicht geheim gewesen, er habe sie aus öffentlich zugänglichen Quellen geschöpft. Ob das strafbar sei, müsse das Gericht entscheiden. Und legte 400 Seiten zur Entlastung des Ex-Obersts vor. Mit einem Urteil ist heute, Dienstag, zu rechnen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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