Neun Rekruten sollen im September ihren Kameraden misshandelt und verletzt haben. Nun mussten sie sich für ihre Taten vor Gericht verantworten. Die Angeklagten waren nicht zu allen Fakten geständig. Der Prozess ist vertagt.
Neun ehemalige Rekruten haben sich heute, Freitag, am Salzburger Landesgericht wegen einer Racheaktion an ihrem Kompaniekollegen in der Krobatinkaserne in St. Johann im Pongau vor einem Einzelrichter verantworten müssen.
Ans Bett gefesselt
Die Burschen aus Salzburg und Tirol sollen den
20-jährigen Tiroler im September 2008 ans Bett gefesselt, ihm Heuschrecken
und Mehlwürmer in die Unterhose gesteckt und ihn dann weiters an einen
Laternenmasten gebunden haben. Der Erstangeklagte hat dem Rekruten laut
Strafantrag auch die Nase gebrochen, was der Beschuldigte aber vehement
bestritt. Die Verhandlung wurde gegen Abend vertagt.
Beschuldigungen
"Schwere Körperverletzung und
Freiheitsentziehung" warf Staatsanwältin Susanne Milleder den Männern im
Alter von 19 bis 22 Jahren vor. Doch Verteidiger Thomas Hölber räumte ein,
dass seine neun Mandanten unter dem "psychopathischen und
kameradschaftsfeindlichen Verhalten" des Tirolers sehr gelitten hätten. Der
Rekrut sei beinahe täglich stockbetrunken in die Kaserne gekommen, habe
schlafenden Kameraden die Decken weggerissen und in deren Betten und Kästen
uriniert. Die Folge seien Strafmärsche, Strafdienste bis 22.00 Uhr und
Heimfahrverbote für die ganze Kompanie gewesen.
Racheakt
Weil besänftigende Gespräche zu nichts geführt hätten,
verpassten die Grundwehrdiener dem Tiroler am 11. September gegen 2.00 Uhr
eine "Abreibung": Sie gaben heute an, dass sie ihn mit Gurten ans Bett
fesselten, es aufstellten, ihm ein Leintuch vor die Augen zogen, eine
Heuschrecke in seine Unterhose steckten, ihn ungefesselt über den Gang ins
Freie trugen und dann mit Kabelbindern an einen Laternenmasten banden.
Keine Notwehr
Gewehrt habe er sich nicht, sondern sogar gelacht.
"An der Laterne sang er Weihnachtslieder und stieß mit der Nase mehrmals
heftig gegen den Masten", schilderten die Angeklagten einhellig. Vermutlich
habe er sich dort auch die Nase gebrochen. "Er wollte dann Schmerzensgeld
von mir", so ein Beschuldigter. Dass für den Racheakt gleich mehrere
Heuschrecken aus einem Kübel mit der Aufschrift "ägyptische
Wanderheuschrecken" entnommen wurden, davon wusste keiner etwas.
Quälerei
Anderes lautete die Version des Opfers: "Sie haben
mir aus einem Tegel Heuschrecken und Mehlwürmer in die Unterhose gesteckt
und mich an den Genitalien mit Tabasco eingerieben." Der Versuch, ihm mit
Hilfe eines Schlauchs und Trichters Wodka einzuflößen, sei ihnen nicht
gelungen. Damit er nicht schreien konnte, habe ihm der Erstangeklagte den
Mund so fest zugehalten, dass ihm dabei die Nase gebrochen wurde. Und beim
Laternenmasten habe er nicht gesungen, sondern "ABC" geschrien, damit ihn
wer befreie. Dass er kein Mustersoldat war, gab der Tiroler vor Richter
Peter Hattinger zu. "Ich verstehe auch, dass die anderen angefressen waren."
Der Verteidiger schlug vor, nach dem Beweisverfahren den Fall "vielleicht in einer Diversion" zu erledigen. Der Prozess wurde wegen der Einvernahme von weiteren Zeugen auf unbestimmte Zeit vertagt.