Nach dem Cyberangriff auf die Großmolkerei "Salzburgmilch" in der Nacht auf Mittwoch, ist das Unternehmen immer noch mit der Lösung des Problems beschäftigt. Die IT-Systeme sind vollständig ausgefallen, mit den Kriminellen wird verhandelt.
Nach dem Cyberangriff auf die Salzburger Großmolkerei "Salzburgmilch" in der Nacht auf Mittwoch ist das Unternehmen auch am Donnerstag noch mit der Lösung des Problems befasst gewesen.
IT-System liegt lahm
Bisher unbekannte Hacker haben alle IT-Systeme lahmgelegt. Sämtliche Unternehmensbereiche wie Logistik, Lager und Kommunikation sind von dem Ausfall betroffen. Das Landeskriminalamt Salzburg ermittelt. Alle Passwörter und viele Daten dahinter wurden am Dienstagabend von den Tätern derart verschlüsselt, dass es zu einem Totalausfall der Computersysteme kommen konnte. Auch Bestellungen waren dadurch nicht mehr möglich. Experten arbeiteten am Donnerstag nach wie vor an Schadensbehebung. Der Ausfall des EDV-Systems "ist leider nicht so schnell zu beheben", sagte der Prokurist von "Salzburgmilch", Florian Schwap, am Nachmittag im APA-Gespräch.
"Komplett ausgefallen"
"Derzeit ist das ganze Lagersystem einschließlich des Hochregallagers komplett ausgefallen", erklärte Schwap. Die Hoffnung sei groß, am kommenden Montag den Handel wieder beliefern zu können. Man habe unterdessen Logistikpartner in Österreich gefunden, die gekühlte Lagerflächen zur Verfügung stellen. Zudem hat eine Molkerei in Piding im angrenzenden Bayern ihre Nachbarschaftshilfe angeboten und Lagerflächen bereitgestellt.
Produkte werden zwischengelagert
Für die Bauern hat der Hackerangriff laut Schwap keine Auswirkungen. Die Rohmilch wird weiterhin bei ihnen abgeholt. Die Molkerei könne zwar die angelieferte Rohmilch verarbeiten und Milchprodukte herstellen, diese aber nicht im Lagersystem erfassen und auch nicht die Handelspartner damit beliefern. Deshalb müssen die Produkte zwischengelagert werden.
Verhandlungen mit Kriminellen
Die Salzburgmilch steht mit den Kriminellen in Verhandlungen. Auch die Polizei ist eingeschaltet worden. Ob es Lösegeldforderungen gibt und falls ja, welcher Betrag gefordert wird, darüber machte das Unternehmen keine Angaben. Auch die Schadenshöhe konnte noch nicht beziffert werden. Unter den Mitarbeitern der Molkerei gebe es jedenfalls eine große Solidarität, hob der Prokurist lobend hervor. Beschäftigte in Vertrieb und Marketing würden jetzt in der Produktion mithelfen. Schwap zeigte sich zuversichtlich, das Problem bald lösen zu können. Er verwies dabei auf einige Firmen in der näheren Umgebung, die ebenfalls bereits Opfer von Kriminellen wurden und die Hackerangriffe bewältigen konnten.
Drittgrößte Molkerei
Die SalzburgMilch GmbH ist Österreichs drittgrößte Molkerei mit Firmenstandorten in Salzburg-Itzling und Lamprechtshausen (Flachgau). Von dem Angriff sind beide Standorte betroffen. Laut der Unternehmenshomepage hat die Molkerei 364 Mitarbeiter. Eigentümer ist die Salzburger Alpenmilch Genossenschaft eGen. Im Jahr 2020 wurde 288,5 Millionen Kilogramm Milch angeliefert, davon 162,2 Mio. Kilogramm Spezialmilch. Der Jahresumsatz 2020 betrug 229 Mio. Euro. Rund 2.400 Bauern in Salzburg und Oberösterreich beliefern die Molkerei mit Rohmilch.