Montagetechniker Robert Moser (53) wurde aus der Corona-Hölle um Wuhan heimgeholt. Bis 15. Februar sitzt er in Quarantäne. Sein Tagebuch:
Wien/Zentrum. Obwohl ich am Vortag erst um 23 Uhr ins Bett gegangen bin, werde ich bereits um zwei Uhr wieder wach – Jetlag. Die Zeitverschiebung zwischen China und Österreich sind 7 Stunden. Erst liege ich wach in meiner kleinen Quarantäne-Wohnung. 18 Quadratmeter. Mitten in Wien. Zwei Betten, Kochnische, Bad, Toilette. Ich versuche wieder einzuschlafen. Es gelingt. Irgendwann gegen 8 Uhr werde ich wieder wach. Gut eine Stunde bleibe ich noch im Bett, denke nach, ich habe ja keinen Stress, seit einer Woche bin ich isoliert: Quarantäne.
»In dieser Lage schätzt man, Österreicher zu sein«
Natürlich beschäftigt mich immer noch die Zeit meiner Evakuierung von Yichang über Wuhan hierher in die Quarantäne nach Wien. Wuhan ist das Epizentrum der Seuche. Eine 11-Millionen-Geisterstadt. Unglaublich.
Von Wuhan wurden ich und sechs weitere Österreicher am vergangenen Wochenende ausgeflogen. Von Franzosen. Ich möchte mich bei sämtlichen involvierten Behörden (um nur einige zu nennen: Außen-, Gesundheits- und Innenministerium, Österreichisches Bundesheer, Konsulat) und ganz vielen Einzelpersonen im Hintergrund recht herzlich bedanken. Dieses „Miteinander“ hat es in dieser chaotischen Lage erst möglich gemacht, dass meine Arbeitskollegen und ich von China nach Europa evakuiert wurden. In einer Ausnahmesituation wie dieser schätzt man es umso mehr, österreichischer Staatsbürger sein zu dürfen.
Wenn ich nach dem Aufstehen meine Lebensgeister soweit aktiviert habe, freue ich mich schon auf einen guten Kaffee. Eine Kaffeemaschine ist vorhanden. In der Zwischenzeit erledige ich Morgentoilette und tägliches Fiebermessen. Die Temperatur ist normal. Alle Coronavirustests waren negativ. Danach aktiviere ich mein Handy und das Gedudel von WhatsApp und Co. geht schon los.
Untersuchung: Sporadisch besucht mich die Ärztin
Mittagessen und Telefonat: Während des Frühstücks, mit Marmeladebrot und Kaffee, stelle ich den Kontakt mit meiner lieben Frau und meinem Sohn via Facetime her. Wir erzählen uns Neuigkeiten, dies und jenes, dabei vergeht die Zeit wie im Flug. Danach besorge ich meinen kleinen Haushalt. Sporadisch kommt auch eine Ärztin vorbei, um nachzusehen, wie es mir geht.
Wenn das reichliche und gute Mittagessen schließlich kommt (Dank an das Magistrat Wien), wird genüsslich die Mittagszeit in die Länge gezogen. Dann geht’s auf die Couch, um sämtliche Nachrichten zu beantworten, welche Freunde und Verwandte gesendet haben. Auch Telefonate werden getätigt.
Schließlich ist Kaffeepause. Am späten Nachmittag folgen Gymnastik und Yoga, mal mehr, mal weniger – nach dem Motto „Mens sana in corpore sano“ – „ein gesunder Geist im gesunden Körper“. Anschließend wird entweder gelesen oder im Internet gesurft. Am Abend bereite ich in der kleinen Küche das Essen zu. Dinner mit schönem Ausblick auf Wien. Dann wieder ausgiebiger Videochat mit meiner Familie. Bevor die Augen müde werden, noch unter die Dusche, Fiebermessen und ab ins Bett, hoffen auf schöne Träume von meinen Lieben und der Heimat Osttirol. Das ist mein Leben in Quarantäne.