Prozess

Betrugsmasche: "Falsche Polizisten" verurteilt

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Die beiden Männer wurden in Graz wegen schweren Betrugs verurteilt.

 Der Polizisten-Trick, der vorzugsweise älteren Menschen Geld und Wertsachen entlocken soll, ging für zwei Männer nach hinten los: Das Opfer schaltete die Polizei ein und die - echten - Polizisten schnappten die Gauner. Am Dienstag saßen sie im Grazer Straflandesgericht auf der Anklagebank und konnten sich gar nicht genug gegenseitig in Zerknirschung und Reue überbieten. Trotzdem wurde der eine zu zwei Jahren Haft, der andere zu 18 Monaten teilbedingt verurteilt.

   "Das ist eine schwerst kriminelle und hochprofessionelle Struktur" betonte die Staatsanwältin. Angeklagt waren zwei Vorfälle, in denen ältere Frauen mit Vornamen "Marianne" in Graz als Opfer ausgewählt wurden. Anrufer aus einem Callcenter in der Türkei gaben sich als Polizisten aus und wollten die Frauen überreden, Geld und Wertsachen der "Polizei" zur Aufbewahrung zu überlassen.

   Die beiden Angeklagten, beides deutsche Staatsbürger mit türkischen Wurzeln, sollten die Abholung erledigen. Doch der erste Versuch scheiterte daran, dass die Frau nach einigen Minuten das Telefongespräch beendete und einfach auflegte. Sie war aufgefordert worden, ihr Geld vor die Türe zu legen, damit es die "Polizei" abholen und verwahren könne. "Sie haben nichts vor die Türe gelegt?", fragte Richter Andreas Rom. "Nein, ich hab' auch nichts", meinte die Frau.

Geplanter Überfall erfunden

   Im zweiten Fall erzählten die Anrufer einer Pensionistin wilde Geschichten von einem auf sie geplanten Überfall, korrupten Polizisten und ebensolchen Bankangestellten. Die Frau wurde unsicher und wollte ihr Geld abheben, um es zu Hause in Sicherheit zu bringen. Nach einem Gespräch mit ihrem Bruder schaltete sie aber die Polizei ein. Als die Gauner das Geld abholen wollten, wurde einer festgenommen. "Haben Sie keine Angst gehabt?", wunderte sich der Richter. "Nein. Vielleicht schaue ich zu viele Krimis", meinte die resolute Zeugin und meinte: "Ich hätte denen sowieso kein Geld gegeben."

   Der erste Beschuldigte (22) ist bereits mehrfach vorbestraft. Er machte bei der Sache mit, weil er seine Schulden abbauen wollte, gab er an. Über das umfangreiche Betrugs-Netzwerk wollte er "aus Angst" nichts sagen, er verortete die Haupttäter irgendwo im "Rocker-Milieu". Zum zweiten Vorfall fühlte er sich schuldig, beteuerte aber immer wieder, wie sehr es ihm leid tue, "und ich bin anders erzogen", meinte er. "Tun Sie jetzt nicht so mitfühlend, Sie sind als höchst kriminell einzuschätzen", meinte der Richter.

   Auch der zweite Angeklagte (24) war geständig, er hatte allerdings von Anfang an auch mitgeholfen, alles aufzuklären. "Die Hintermänner kenne ich nicht", betonte er.

   Vom ersten Verdacht wurden beide freigesprochen, der zweite Vorfall wird ihnen angelastet. Der 22-Jährige muss zwei Jahre in Haft, der 24-Jährige bekam 18 Monate, davon sieben Monate unbedingt. Da er die Strafe mit der Untersuchungshaft bereits verbüßt hat, konnte er nach der Verhandlung nach Hause gehen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. 

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