Bis zu 18 Prozent aller Frauen sind von Stalking betroffen. Forscher sehen darin eine "schwerwiegende Beeinträchtigung der Lebensqualität".
Beständig lästige Anrufe und E-Mails, unerwünschte Liebesbriefe oder Geschenke und falschen Gerüchte zur Person: Wenn Bewunderung und Liebe in Belästigung und Gewalt umschlagen, dann sprechen Fachleute von Stalking. An der Medizinischen Universität Graz wurden erstmals repräsentative Daten für Österreich erhoben, die zeigen, dass Stalking auch hierzulande ein beträchtliches Problem darstellt.
3 Stufen
Die Studienautoren vom Institut für Sozialmedizin und
Epidemiologie unterscheiden drei Stalking-Stufen: Unerwünschte Kontakte oder
Annäherungen über einen längeren Zeitraum bzw. Missbrauch persönlicher Daten
durch eine andere Person, vier bis neun derartige Kontaktnahmen monatlich
oder - in Stufe drei - mindestes zehn derartige Kontaktnahmen im Monat.
Bisher gab es für Österreich keine exakten Daten: In Graz wurde erstmals die
Häufigkeit von Stalking an 2.000 Frauen über 18 Jahren in der Steiermark in
einer repräsentativen Stichprobe erhoben.
Langer Zeitraum
Insbesondere jüngere und nicht in Partnerschaft
lebende Frauen werden laut Wolfgang Freidl vom Institut für Sozialmedizin
und Epidemiologie häufiger gestalkt, ebenso Städterinnen im Vergleich zu
Frauen im ländlichen Raum. Ihr Bildungsniveau hatte hingegen keinen
Einfluss. Je nach Definition gaben zwischen sechs und achtzehn Prozent aller
Frauen an, schon einmal in ihrem Leben entsprechend belästigt worden zu
sein. "Auffallend war, dass die Betroffenen oft über viele Jahre gestalkt
wurden", berichtet Freidl. Die längste berichtete Stalkingdauer betrug 54
Jahre.
Gesundheitlich beeindrächtig
Rund 40 Prozent der betroffenen
Frauen gaben an, dass die fortwährende unerwünschten Annäherungs- oder
Kommunikationsversuche negative Auswirkungen auf ihre Lebensführung hätten.
32 bis 40 Prozent fühlten sich auch gesundheitlich beeinträchtigt. Nach der
Literatur sind ehemalige Intimpartner die größte und problematischste Gruppe
der Stalker. Daneben zeigte die Erhebung noch viele andere Motive. "Ein
bemerkenswertes Ergebnis unserer Studie war ist, dass immerhin 19 Prozent
der Frauen von einer Frau gestalkt wurden", so der Psychologe.