6-Jährige gestorben

Zeugin des tödlichen Bootsunfalls: "Haben aus Leibeskräften geschrien"

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Bei einem Bootsunfall im Bezirk Graz-Umgebung ist am Freitag ein sechsjähriges Mädchen ertrunken – eine Zeugin schildert die verzweifelten Momente.

Gössendorf. Das Kind war mit den Eltern und der achtjährigen Schwester auf der Mur unterwegs gewesen, als das Tretboot vermutlich aufgrund eines Lecks plötzlich unterging. Der Vater versuchte beide Mädchen ans Ufer zu bringen, konnte aber nur die Achtjährige retten, die allerdings reanimiert werden musste, teilte die Polizei mit – sie schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Die sechsjährige Schwester ertrank.

Die Mutter (30) konnte sich selbstständig retten, der Vater (35) wollte beide Mädchen schwimmend ans Ufer bringen. Er schaffte es aber nur, die Achtjährige zu bergen. Sie war bereits bewusstlos, wurde aber von einer Passantin reanimiert und mit dem Rettungshubschrauber ins LKH Graz geflogen. Der Zustand des Kindes, das in künstlichen Tiefschlaf versetzt worden war, war nach Auskunft des Spitals am Sonntag zwar stabil, es bestand aber nach wie vor Lebensgefahr.

Das kleinere Mädchen war untergegangen und wurde nach längerer Suche Stunden später von Tauchern nur noch tot geborgen. Wie es zu dem Unglück kommen konnte ist nun Gegenstand von Ermittlungen. Das Tretboot, das erst am Samstag gefunden und aus dem Wasser gehoben werden konnte, wurde von der Staatsanwaltschaft Graz sichergestellt.

Zeugin: "Haben aus Leibeskräften geschrien"

Eine Zeugin schilderte nun die tragischen und verzweifelten Momente gegenüber "Kleine Zeitung": "Ich habe nur gesehen, dass ein Mann sein Handy hochhielt und schrie: 'Hilfe, hier ertrinkt eine Familie!' Ich habe dann sofort umgedreht und bin Richtung Staumauer gefahren. Dort sah ich sie", sagte eine Weizerin, die gerade mit ihrem Fahrrad am angrenzend Murradweg unterwegs war.

Als sie am Vorfallsort eintraf, war der verzweifelte Vater völlig aufgelöst am Ufer – die 6-Jährige war schon ertrunken. Die Mutter und die 8-jährige Schwester waren noch im Wasser. "Das Mädchen trieb leblos auf der Wasseroberfläche. Ich bin hineingesprungen und wollte sie herausziehen, das hat aber nicht geklappt. Dann kam ein Mann, der das Mädchen schließlich aus dem Wasser holte", erzählt die Weizerin gegenüber "Kleine Zeitung".  

Sie begann gemeinsam mit der Mutter die leblose 8-Jährige zu reanimieren: "Ihr Kopf und ihre Lippen waren ganz blau. Ich habe die Mutter abgelöst und die Herzdruckmassage fortgesetzt bis das Wasser hochkam und ihre Lippen sich rosa färbten." Das Mädchen war allerdings nicht mehr ansprechbar. Sie wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Kinderklinik des LKH Graz geflogen. Von der 6-Jährigen fehlte zunächst jede Spur. Sie ging unter und konnte nicht mehr rechtzeitig ans Ufer gebracht werden. Feuerwehrtaucher fanden sie Stunden später. Sie konnte nur noch tot geborgen werden.

Die Weizerin beschreibt diese tragischen Minutent: "Man ist da, man will helfen, kann man aber nicht. Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt. Alle haben wir aus Leibeskräften geschrien, so groß war die Verzweiflung." Die Angehörigen der beiden Mädchen werden seither vom Kriseninterventionsteam betreut.

Ermittlungen "in alle Richtungen"

Nun soll "in alle Richtungen" ermittelt werden, wie Staatsanwaltssprecher Hansjörg Bacher auf APA-Anfrage betonte. "Ob vonseiten des Bootsverleihers alles in Ordnung war, ob Eigenverantwortung vorliegt und so weiter", erklärte Bacher. Vermutlich wird ein Sachverständiger beigezogen, um das Boot zu untersuchen, hieß es.

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