Im vergangenen Jahr haben sich 1.280 Österreicher das Leben genommen. Das ist ein historischer Tiefstand.
Mehr Maßnahmen in Richtung Prävention - ein besserer Zugang zu Ärzten und Betreuern sowie häufigere Verschreibung von Antidepressiva - dürften als Hauptursache für den Rückgang gelten, erklärte Gernot Sonneck, Vorstand am Institut für medizinische Psychologie an der Universität Wien.
Depressionen als Hauptursache
Global gesehen entschließen sich
Menschen immer öfter, Suizid zu begehen. In den Industrieländern ist jedoch
seit Beginn der 80er Jahre eine stetige Abnahme zu verzeichnen, in
Österreich um rund 40 Prozent. Hauptrisikofaktor für Suizid in allen
Altersgruppen sei, so Sonneck, die Depression. Im österreichweiten Vergleich
reiht sich Wien mit 230 Selbstmorden auf den unglücklichen ersten Platz,
gefolgt von Oberösterreich und der Steiermark. Schlusslicht bildet das
Burgenland mit 27 Suiziden.
Mehr Selbstmorde unter Jugendlichen
Grund zur Sorge ist die
Zunahme der Selbsttötung unter Kindern und Jugendlichen. 2006 fanden 41
junge Menschen im Alter bis 19 Jahren keinen anderen Ausweg mehr, im
vergangenen Jahr waren es zwei Jugendliche mehr. Auch die Einstellung der
Teenager zeugt von dieser Entwicklung: Laut einer Studie unter Wiener
Schülern sehe jeder fünfte Jugendliche Suizid als eine mögliche Lösung aller
Probleme, so Kanita Dervic von der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie
des Kinder- und Jugendalters.
Gestörtes Sozialverhalten
Eine Störung des Sozialverhaltens
sei meistens mit den Todessehnsüchten von Kindern verbunden, während
Jugendliche am häufigsten im Rahmen einer Depression, eines
Substanzmissbrauchs oder einer Angststörung an Suizid denken, bestätigt
Dervic. Immerhin, so die Studie, würden zwei Drittel aller Teenager einem
suizidgefährdeten Freund zum Aufsuchen eines Psychologen raten.
Selbstmordversuche werden bei Frauen dreimal häufiger registriert als bei Männern, wobei es sich bei den Suizidraten genau umgekehrt verhält. "Viele Suizide geschehen spontan und rasch", so Sonneck.